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Digital In Arbeit

Technik im Hörsaal

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Ich verstehe den Unterricht als Prozeß, der wie jeder andere bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegt und von einer Reihe von Einflußgrößen in seinem Verlauf bestimmt wird. Eine dieser Einflußgrößen bilden im weitesten Sinn auch alle technischen Geräte, Einrichtungen und Systeme, die zur Gestaltung des Unterrichts beitragen. Fragen ihrer Entwicklung, Konstruktion und Funktion, insbesondere auch Fragen ihrer Auswirkungen auf den Unterrichtsprozeß sind Gegenstand der Unterrichtstechnologie.

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Ich verstehe den Unterricht als Prozeß, der wie jeder andere bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegt und von einer Reihe von Einflußgrößen in seinem Verlauf bestimmt wird. Eine dieser Einflußgrößen bilden im weitesten Sinn auch alle technischen Geräte, Einrichtungen und Systeme, die zur Gestaltung des Unterrichts beitragen. Fragen ihrer Entwicklung, Konstruktion und Funktion, insbesondere auch Fragen ihrer Auswirkungen auf den Unterrichtsprozeß sind Gegenstand der Unterrichtstechnologie.

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Lehrende haben von jeher Lehr- und Lernmittel als Hilfen verwendet. Für die Gestaltung des Unterrichts stehen immer mehr technische Geräte und Einrichtungen - moderne Medien - zur Verfügung. Der Problemkreis der Unterrichtstechnologie reicht von der Frage, welche Anforderungen an Schultafeln und Projektionswände zu stellen sind, über Fragen des sinnvollen Einsatzes der Overhead-, Dia-, Epi- und Filmprojektion bis zu Problemen hochgezüchteter elektronischer (mikroelektronischer) Einrichtungen für das Bildungsfemsehen, zu adaptiven Lehr/Lern-Systemen, bis zu Fragen des Schulbaues.

Die Diskussion verläuft wechselvoll, die Standpunkte schwanken zwischen unterrichtstechnologischer Euphorie und unverhohlenem partiellem Mißtrauen. Meiner Meinung nach ist aber in der pädagogischen Praxis unumstritten, daß sinnvoller Medieneinsatz zu inhaltlicher und methodischer Anreicherung des Unterrichtsprozesses führt.

Medien bieten vielfältige Möglichkeiten visueller, auditiver und audiovisueller Kommunikation:

• Sie können Sachverhalte veranschaulichen oder überhaupt sichtbar machen (Trickfilm, Zeitlupen-, Zeitraffertechnik);

• Sie können Sekundärerfahrungen vermitteln, wo Primärerfahrungen zur Gefährdurig der Lernenden führen würden (gefährliche Experimente!) oder nur mit zu großem Aufwand möglich wären;

• Sie können unter Nutzung des Multiplikationseffektes die Bereitstellung eines vergleichbaren Lehrangebotes für große Studentenpopulationen erleichtern (Erwachsenenbildung, Fernstudium);

• Sie können zu einem Mehr an Individualisierung und Differenzierung des Lernens und Lehrens beitragen (Sprachlehranlagen mit „Library-System” oder Medienpakete ermöglichen individuelles Lemtem- po).

Zusätzlich zu den heute üblichen Lehr- und Lernmitteln findet in den letzten Jahren die Fernsehtechnik immer mehr Verwendung im Unterricht. Auf den Bildschirmen der TV-Sichtgeräte der Universität für Bildungswisserischaften in Klagenfurt kann der Lehrende „live” Informationen vom öffentlichen Fernsehen, aus dem universitätseigenen Fernsehstudio, aus anderen Unterrichtsräumen der Universität (aus dem Experimentierraum des Instituts für Psychologie, aus den Unter- richtsmitschau-Räumen des Instituts für Unterrichtswissenschaft und Hochschuldidaktik, aus den Räumen des Instituts für Unterrichtstechnologie und Medienpädagogik) in seine Lehrveranstaltung einblenden.

Der Lehrende kann ferner von einem in seinem Tisch eingebauten Videorecorder Büd- und Ton-Programme abspielen sowie mit Hüfe einer „Lese-Kamera” schriftliche oder gezeichnete Vorlagen darbieten. Mit Hilfe dieser Kamera können für das ganze Auditorium nicht nur aktuelle Ausschnitte aus Zeitschriften oder Prospekten dargeboten werden, sondern auch kleine Gegenstände, wie etwa elektronische Bauelemente. Wird vor das Kameraobjektiv ein Mikroskop gestellt, können allen Studenten deutlich mikroskopische Vorgänge präsentiert werden.

Die Femsehtechnik bietet auch interessante Möglichkeiten für das Fernstudium. In den USA ist es schon heute üblich, manche universitäre Lehrveranstaltungen TV-aufzu-

nehmen und direkt auszustrahlen oder/und auf Magnetband zu speichern. Fernstudenten sehen sich entweder die „live” gesendete Übertragung an, oder bekommen per Post die Videoaufzeichnung.

Ein Beispiel für Fernstudium mit direkter Rückkoppelung bildet das „Indiana Higher Education Telecommunication System-IHETS”. Es ermöglicht dem Fernstudenten neben der Möglichkeit, sich zu Hause die TV-live-Ubertragung anzusehen, auch noch die gleichzeitige direkte telefonische Anfrage beim Vortragenden.

Für das Fernstudium werden auch spezielle Produktionen erstellt; diese werden auf Magnetband aufgezeichnet und gemeinsam mit Fachbüchern sowie weiteren didaktisch aufbereiteten Studienmaterialien in regelmäßiger Abfolge an einzelne Fernstudenten oder Studentengruppen per Post versandt. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) bietet in seinem Katalog für 1978/79 an die 600 solche Produktionen an.

Modernste Technik im Unterrichtsprozeß ist nicht problemlos. Einen Problembereich büdet die Technik an sich; so verteilen sich die Geräte zur Aufzeichnung von TV- Produktionen, wie Videorecorder, allein an österreichischen Universitätsinstituten auf 15 untereinander nicht kompatible Normen. Dies bedeutet, daß Bänder, die auf einem

Gerät aufgenommen wurden, auf Geräten der vielen anderen Systeme nicht abspielbar sind. Der Programmaustausch wird dadurch behindert, ja im internationalen Rahmen manchmal fast unmöglich gemacht. Ähnlich komplex ist die Problematik bei den Bildplatten-Gerä- ten.

Probleme bestehen auch bei der Ausbildung für den unterrichtlichen Medieneinsatz. Umfragen und Untersuchungen zeigen, daß selbst in den letzten Jahren ausgebüdete Lehrer nur in relativ geringem Ausmaß Medien und unterrichtstechnologische Verfahren sinnvoll einsetzen, da sie in der Ausbildung Informationen und Verhaltensweisen hierzu nur unsystematisch und in geringem Ausmaß erworben haben.

Studienordnung und -plane zeigen, daß Unterrichtstechnologie und Mediendidaktik nicht ausreichend institutionalisiert sind. So bleiben isolierte Kurse zur Gerätebedienung sowie abstrakt-theoretische Reflexionen zur Mediendimension innerhalb didaktischer Modelle weithin folgenlos für das unterrichtliche Handeln.

Eine wichtige Maßnahme hat in der letzten Zeit in diesem Bereich das Wissenschaftsministerium gesetzt. Bundesminister Hertha Firnberg hat persönlich das interuniversitäre „Institut für Unterrichtstechnologie, Mediendidaktik und Ingenieurpädagogik der österreichischen Universitäten” eröffnet. Dieses Institut wurde an der Universität Klagenfurt angesiedelt und hat neben wissenschaftlicher Forschung auch verschiedene Service-Leistungen für den Universitäts- und Hochschulbereich zu erbringen.

Zu diesen Aufgaben zählen auch die Beratung bei der Planung und Realisierung von unterrichtstechno- lögischen Ausstattungen sowie Beratung, Hilfestellung und direkte Erstellung von Bildungsproduktionen, Überspielungen zwischen verschiedenen Informationsträgern (Füm auf Videoband, Videoüberspielungen zwischen Geräten verschiedener Normen), firmenunabhängige Bewertung von unterrichtstechnologischen Geräten und Ausarbeitung entsprechender Empfehlungen, schließlich die Dokumentation in- und ausländischer Bildungspröduk- tionen.

(Der Autor ist Vorstand des Instituts für Unterrichtstechnologie und Medienpädagogik der Universität für Bildungswissenschaften in Klagenfurt)

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