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Teilt die Kirche nicht durch drei!

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Seit der Ernennung Kurt Krenns zum neuen Wiener Weihbischof vor eineinhalb Wochen wollen die kritischen Worte über Art und Weise dieser Bestellung nicht verstummen. Es sind keineswegs die am linken Rand des katholischen Spektrums angesiedelten Kräfte, die jetzt protestieren.

Grund des starken Unmuts und ernstzunehmender Befürchtungen ist keineswegs eine suspekte Entscheidung Roms, ist in erster Linie auch nicht die als konservativ apostrophierte Person des neuen Weihbischofs. Die ohne in- nerdiözesane Meinungsbildung erfolgte Bestellung Krenns bildet den Ausgangspunkt der Kritik.

Jetzt Schuldzuweisungen vorzunehmen, bringt nichts. Unqualifizierte Abkanzelungen Roms oder des Wiener Erzbischofs vergrößern nur den Schaden. Trotzdem sollte die Sorge vieler Einzelpersonen, kirchlicher Institutionen und Gremien nicht vorschnell beiseite geschoben werden. Geht es doch um den Stil des innerkirchlichen Meinungsbildungsprozesses, um den Umgang Roms mit der Ortskirche - Wien ist ja kein Einzelfall —, und schließlich um das Verständnis von Kirche selbst.

Es ist der Kirchenbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils, der die Grundlage für ein vielfältiges und von Hoffnung getragenes Engagement auch der Laien in der Kirche bildet. Und diese „Laien“ rühren sich jetzt. Aber nicht nur sie. In Wien ist der Unmut besonders im Klerus stark.

Wäre es nicht Aufgabe von Erzbischof Hans-Hermann Groer gewesen, gerade in der brisanten Frage der Bestellung eines — vierten — Weihbischofs das Gespräch mit „seiner“ Kirche zu suchen? Der — immer breiter werdenden — Akzeptanz des Wiener Erzbischofs durch seine Diözese hätte es bestimmt nicht geschadet.

Soll jetzt die Kirche dreigeteilt werden? Dem überwunden geglaubten Dualismus von Klerus und Laien wird jetzt als dritter Pol die oberste Hierarchie hinzugefügt. Sie zieht alle Entscheidungen an sich und hält vom Gespräch anscheinend nicht viel.

Polarisierungen müssen jedoch vermieden werden, Resignation von Mitarbeitern in der Kirche darf sich nicht ausbreiten. Deswegen fordert das Präsidium der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien mit Recht Gesprächsbereitschaft von den Verantwortlichen in der Erzdiözese und von der Päpstlichen Kurie gegenüber den Besorgnissen der Gläubigen.

In diesem Herbst wird sich in Rom die Bischofssynode mit den Aufgaben des Laien in der Kirche beschäftigen. Sicherlich wird dabei nichts unversucht bleiben, die Bedeutung des Laien herauszustreichen. Vorgänge wie jetzt in Wien zeigen aber deutlicher als jedes noch so gute Dokument, wie es um die Rolle des Laien in der Kirche im Augenblick wirklich bestellt ist.

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