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Wann kommt der neue Erzbischof?

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Eine Epoche ist zu Ende, drei Jahrzehnte österreichischer Kirchengeschichte, die sich auch auf die kommenden Jahrzehnte auswirken werden.

Am Beginn dieser Epoche verhinderte ein sozialistischer Vizekanzler die Anerkennung des Konkordats. An ihrem Ende lädt der sozialistische Bundeskanzler den Papst zum zweiten Mal nach Österreich ein.

Am Beginn dieser Epoche litt die Kirche im Osten unter den Spätfolgen des Stalinismus. Heute ist Wien die Pflichtstation für alle Bischöfe aus dem Osten auf dem Weg nach Rom.

Während dieser Epoche hat Österreichs Kirche das Konzil verarbeitet, ohne allzusehr in die Parteiungen und Konflikte zu verfallen, die andernorts die Verarbeitung erschwert haben. An allen diesen Entwicklungen — an der innenpolitischen Aussöhnung mit der Sozialdemokratie wie an der Herstellung von Kontakten zwischen dem Vatikan und den Kirchen des Ostens oder am „ag-

S'ornamento“ der Kirche in sterreich — hatte Kardinal König entscheidenden Anteil.

Sein Name bleibt mit ihnen verbunden wie mit vielen anderen Initiativen — so dem Gespräch mit der Orthodoxie, mit den Freimaurern und den Nichtglaubenden.

Sein Nachfolger wird es schwer haben. Er wird - natürlich - an seinem Vorgänger gemessen werden. Auf ihn warten viele Aufgaben.

Und deswegen muß es verwundern, ja enttäuschen, daß mit der Annahme des Rücktrittsgesuches nicht auch schon die Bekanntgabe des Nachfolgers verbunden war. Oft genug hatte der Kardinal vorschriftsgemäß seinen Rücktritt angeboten. Der 80. Geburtstag im August war ebenso vorherzusehen wie der 30. Jahrestag des Amtsantritts im kommenden Jahr. Anlässe genug, die Amtsübergabe anzuberaumen.

Auch der neue Nuntius hat sicher inzwischen Zeit genug gefunden, die nötigen Gespräche zu führen — er war es doch, der bei seinem Kommen im Frühjahr angekündigt hatte, daß die Wachablöse in einem Zug stattfinden werde.

Nun ist die Sedisvakanz doch Tatsache geworden. Sie sollte nicht zum Interregnum werden. Um ein solches zu vermeiden, wurde ja die Altersgrenze für Bischöfe eingeführt.

Die Erzdiözese Wien, ebenso durch ihre geographische Lage wie ihre soziologische Struktur oder ihre pastoralen Gegebenheiten eine der problemreichsten der Welt, wartet auf ihren neuen Ordinarius. In jedem dieser Problemkreise kann es über Nacht zu Situationen kommen, die Entscheidungen erfordern. Ein Di-özesanadministr ator darf sie nicht fällen.

Die Katholiken Wiens und ganz Österreichs warten auf den neuen Bischof. Sie bauen darauf, daß Johannes Paul II., der Papst aus dem Osten, die Bedeutung Wiens sehr genau kennt.

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