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Wien muß eingreifen!

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FURCHE: Uber den

Sprachgruppenstreit hat man ganz vergessen, daß Teile des Paketes ja noch immer nicht erfüllt sind…

MAGNAGO: Ja, etwa der Sprachengebrauch bei Polizei und Gericht und die autonome Sektion Bozen des Verwaltungsgerichtshofes. Ich sehe deshalb auch der nächsten Landesversammlung mit einer gewissen Besorgnis entgegen.

FURCHE: Werden Eie wie-, der als Parteiobmann kandidieren, obwohl Sie Rücktrittsabsichten für den Fall der Nichterledigung des Paketes geäußert haben?

MAGNAGO: Ich bin schon dringend um eine Wiederkandidatur gebeten worden, was ich mir aber nur vorstellen kann, wenn die Landes-- versartimlung einen Schritt weitergeht.

FURCHE: Schritt wohin?

MAGNAGO: Das Mindeste, was sie verlangen muß, ist, daß wir nunmehr wieder Österreich ganz offiziell um eine Intervention anrufen.

Ernst Waldstein, gemeinsam mit Valentin Inzko Vorsitzender des Deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk-Klagenfurt, macht sich keine Illusionen: f

„Minderheitenfragen sind Probleme, die keine Stimmen bringen, vielmehr kann man Stimmen verlieren“, äußerte er in einem Gespräch über das Verhältnis deri Volksgruppen in Kärnten und die Bemühungen der Kirche um ein gegenseitiges Verständnis mit Teilnehmern der FURCHE-Reise, die über das verlängerte Wochenende des österreichischen Nationalfeiertages auf den Spuren des alten Österreich durch Slowenien führte.

Und Valentin Inzko, selbst Schulaufsichtsorgan für das Bundesgymnasium der Slowenen und Fachinspektor für den Slowe- nisch-Unterricht an höheren und mittleren Schulen, charakterisiert die Kärntner Situation so: „Es ist uns bisher noch nicht gelungen, die Vergangenheit zu bewältigen.“

Der unbewältigten Vergangen

heit, die 1972 im Ortstafelkonflikt eskalierte, begegnet man (trotz eines scheinbar ruhigeren Klimas) nach wie vor: Daran scheitert, wie bereits seit neun Jahren, das Bemühen des slowenischchristlichen Kulturverbandes, in der „Volksabstimmungsstadt“ Völkermarkt ein Konzert slowenischer Jugendchöre durchzuführen.

Obwohl für die heuer für den 15. November geplante Veranstaltung Vizekanzler Fred Sinowatz und ÖVP-Landeshauptmann- stellvertreter Stephan Knafl den Ehrenschutz übernommen hatten (SPÖ-Landeshauptmann Leopold Wagner entzog sich unter Hinweis auf Terminverpflichtungen dieser demonstrativen Unterstützung), platzte das Konzert im Völkermarkter Stadtsaal, weil den Veranstaltern die Benützung der kommunalen Einrichtung verweigert wurde.

Allein aber Knafls Verständigungsgeste genügte, um ihn suspekt erscheinen zu lassen: „Wie heimattreu“, fragten sofort die „Kärntner Nachrichten“ der FPÖ, „ist die Kärntner ÖVP wirklich?“

FURCHE: Hat Ihrer Meinung nach die Kampagne um die Sprachgrvppenerhebung das politische Klima in Südtirol belastet?

MAGNAGO: Die damit verbundenen Polemiken haben das Klima wesentlich verschlechtert. Der Aufruf zur Nichterklärung kommt einer Sabotage des Autonomiestatutes gleich. Andererseits erinnere ich daran, daß die Landesversammlung der Partei im November 1969 dem „Paket“ nur mit 52,9 Prozent zugestimmt hat. Damals habe ich erklärt, daß unsere Zustimmung null und nichtig ist, wenn auch nur ein Beistrich abgeändert würde.

FURCHE: Was würden viele Nichterklärungen bedeuten?

MAGNAGO: Daß ein bestimmter Teil der Bevölkerung die Normen, die in Wiedergutmachung faschistischen Unrechts damals vereinbart wurden, nicht wünschen. Die Opposition will einen Riß in das Autonomiestatut hineinbringen, um diesen morgen erweitern zu können.

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