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Wiener Diözesanforum

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In der vergangenen Woche tagte das von Kardinal Groer einberufene Wiener Diözesan­forum. Er selbst war nicht dabei, da er an der Bischofssy­node in Rom teilnahm.

Dem Forum lagen 8.000 Ein­gaben vor. Weit an der Spitze waren die Themen: Frauen in der Kirche; Mitbestimmung und Mitverantwortung; Prie­ster und Zölibat; Ehescheidung; Kirchenbeitrag.

In einer offen geführten De­batte identifizierte sich das Fo­rum in großer Mehrheit mit die­sen Themen. Schließlich wur­den vier Schwerpunkte zur wei­teren Bearbeitung ausgewählt:

1. „Miteinander Kirche sein - zu gemeinsamer Verantwor­tung berufen"

Es geht dabei um die bessere Verwirklichung jener Kirchen­sicht, die uns das II. Vatika-num lehrte. Mehr Eigenstän­digkeit der Ortskirchen. Deut­lichere gemeinsame Verant­wortung von Priestern und Laien. Es geht meist nicht um Fragen der Lehre, sehr oft aber um den Umgangsstil. Es braucht mehr Ehrfurcht vor­einander, Toleranz, Offenheit und Gesprächsbereitschaft.

2. „Ehe und Familien"

Die Frage der Ehescheidun­gen darf nicht getrennt gese­hen werden. Vorrangig ist, junge Menschen besser für die spätere Partnerschaft zu befä­higen. Menschen aber, die nach zerbrochener Ehe eine neue Beziehung eingehen, sollten dann doch mehr Sorge und Barmherzigkeit der Kirche erfahren.

3. „Lebensräume für junge Menschen"

Die Fragen der Jugend wa­ren in den Eingaben zu kurz gekommen. Das Echo einer unmittelbaren Jugendbefra­gung war äußerst gering. Hat die Kirche die Jugend schon verloren? Die Delegierten plä­dierten für freie Lebensräume für die Jugend. Junge Menschen sollten vermehrt selbst Kirche gestalten können.

4. „Frauen-Kirche" Waren die Frauen nicht schon

unter „gemeinsamer Verant­wortung "mitgemeint? Sind sie bei Ehe und Familie nicht schon genügend bedacht? Die Verlet­zungen, die Frauen heute auch in der Kirche erfahren, sind anscheinend so groß, daß die­ses Thema eigens herausgestellt werden mußte.

Anfangs war ich der Mei­nung: Wenn der Erzbischof, den doch das Forum beraten soll, nicht anwesend ist, wird der Vorgang fruchtlos sein. Die Delegierten haben dann eine so verantwortungsbewußte, eige­ne Dynamik entfaltet, daß ich mich korrigieren muß. Ich trau dem Diözesanforum nun künf­tig zu, anstehende Probleme in der Diözese mutiger anzuspre­chen und effizientere Lösungs­vorschläge zu machen, als es bisher schon lang etablierten Gremien gelang.

Vielleicht schon eine erste Verwirklichung von mehr Mit­verantwortung, nach der ja so viele gerufen haben?

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