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Wir sind jung-fasta!

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Der Heilige Vater wird zu den Jungen sprechen. In einem Fußballstadion. Wenn jeder Platz belegt sein wird, werden über 70.000 vorwiegend junge Menschen dem zuhören, der heute moralisches Gewicht hat. Das Engagement der Kirche in Friedensfragen ist wohl genauso notwendig und zugkräftig unter den Jugendlichen wie jenes des geistigen Umweltschutzes. Klare Standpunkte über Ethik und Moral sind heutzutage wohl nur noch von der Kirche zu erwarten - Parteien und andere Institutionen sind daran schon längst gescheitert.

Wir sind jung - basta. Mag sein, daß jugendliche Dummheit, gekoppelt mit spätpubertärer Naivität, eine andere Sicht dieser Welt ergibt. Aber wir wollen uns nicht mit Sachzwängen abfinden, mit Dingen, die „immer schon so waren“ und scheinbar so bleiben müssen. Wir wollen jemanden, der eine Meinung hat, eine anständige noch dazu - und sie auch sagt.

Heiliger Vater, sag ja zum Frieden, zur Moral, zur Anständigkeit, die doch in jedem stecken muß. Aber sag ja auch zu jenen Dingen, die wir bislang noch nicht begriffen haben. Warum kommen Frauen in der Kirche immer noch schlechter weg als Männer? Weil das in den letzten 2000 Jahren immer schon so war? Wir sind jung - und naiv. Wir wollen das nicht begreifen. Warum erlaubt man so viel Leid auf Erden - und hat doch nicht mehr als salbungsvolle Worte parat? Warum streitet man sich über die Frage, ob Priester Zivilkleidung tragen dürfen, währenddessen immer mehr Priester wegsterben und so wenig junge nachkommen?

Wir sind jung - ist das ein Fehler? Warum haben Junge heute immer noch sehr wenig zu reden? In den Parteien, in der Gesellschaft, in der Kirche? 22,7 Prozent aller Österreicher sind zwischen 15 und 30 Jahre alt - das ist die am stärksten vorhandene Bevölkerungsgruppe. Knapp dahinter mit 21,1 Prozent kommen die Kinder bis 15 Jahre - das sind zusammen fast 44 Prozent aller Österreicher. Und diese starke Gruppe soll in den nächsten Jahren noch wachsen.

Daran kann auch die Kirche nicht vorbeigehen. Und der Heilige Vater könnte uns im September zeigen, daß er uns ernst nimmt. Sonst käme es im Stadion zu einem Eigentor. Wir sind jung - und damit hat sich’s.

Roberto Talotta ist freier Journalist

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