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Unmißverständlich
Der Aufruf Papst Pauls VI. zur Ächtung der Atomwaffen, den dieser in einer Ansprache im Gedenken an den vor 20 Jahren erfolgten Ab-wurf der ersten Atombombe über Hiroshima an die Welt gerichtet hatte, hat — besonders im Hinblick auf die bevorstehenden Konzilsberatungen über dieses Thema — allgemein starke Beachtung gefunden. Unter anderem widmete die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS der Papstrede einen eigenen Kommentar.
„Dieser Appell des Papstes“, schreibt die TASS wörtlich, „muß bei den Menschen guten Willens, bei allen, denen an der Zukunft der Menschheit gelegen ist, Verständnis finden. Er klingt an die Thesen des politischen Vermächtnisses des Friedenspapstes Johannes XXIII., des Vorgängers Pauls VI., unmittelbar an. Papst Johannes XXIII. hatte in seiner Enzyklika ,Pacem in terris' die falschen Theorien eines ,Gleichgewichts der Angst' kategorisch entlarvt, derzufolge gerade die Angst vor den schrecklichen Folgen eines Atomkrieges einen potentiellen
Aggressor von der Entfesselung eines verhängnisvollen Konfliktes abhält. Johannes XXIII. hatte überzeugend nachgewiesen, daß das Rüstungsrennen nicht zum Frieden, sondern zum
Krieg führt.“
„Bedeutet der neue leidenschaftliche Friedensaufruf des jetzigen höchsten Würdenträgers der katholischen Kirche“, heißt es weiter in dem TASS-Kommentar, „daß auch er bereit ist, den 500 Millionen Katholiken zu empfehlen, den Andersdenkenden die Hand zu reichen und mit vereinten Kräften den Frieden zu retten, der wieder bedroht ist? Diese Frage ist vorläufig nur schwer zu beantworten, schwer vielleicht nicht nur für politische Kommentatoren.
Es muß jedoch vermerkt werden“, so schließt die TASS ihren Kommentar, „daß Papst Paul etwas über einen Monat vor Eröffnung der jüngsten Tagung des ökumenischen Konzils eine bedeutsame Erklärung abgegeben hat.“
Auch Radio Vatikan kommentierte Montag ausführlich die Ansprache Papst Pauls VI. zum 20. Jahrestag des Abwurfes der Hiroshima-Bombe, Das Verdammung surteil des Papstes über das „höllische Gemetzel, diese wahre Schändung der Kultur“, so betonte der Kommentator von Radio Vatikan, sei unmißverständlich und ohne Schönrederei gewesen. Man suche jedoch vergeblich auch nur den leisesten polemischen Akzent oder auch die geringste politische Färbung in den Worten des Papstes. Er fordere vielmehr dazu auf, die Tatsache des Atombombenabwurfs an sich zu betrachten. Wenn man nämlich die Aufmerksamkeit auf die Opfer oder auf die Handelnden eines 6. August 1945 richte, so bemerkt der Kommentator dazu, so könne dies leicht ablenken von den tieferschürfenden und entscheidenderen moralischen Reflexionen, die aus der unglaublichen Wirklichkeit jenes traurigen Morgens entspringen.
„Dieser Morgen stellte einen unauslöschlichen Schandfleck für die ganze Menschheit und für die Kultur dar. Er ist ein Maß für den Wahnsinn und die Verirrungen, deren der Mensch fähig ist, wenn er sein Vertrauen, seine Berechnungen und sein Prestige in den unkontrollierten Gebrauch der Macht und der brutalsten Gewalttätigkeit setzt“, fährt der Kommentator fort. „Er spornt die Menschheit aber auch an, andere Wege für die Lösung der Streitigkeiten zu suchen und unermüdlich mit würdigeren und wirksameren Methoden jenen internationalen Frieden anzustreben, den man vergeblich durch Krieg und Gewalt zu erreichen sucht.“
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