DAÖ HC Strache - © Foto: picturedesk.com / Florian Schroetter / EXPA

FPÖ und Ibiza: Ein Jahr Krisenmodus

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Wie das Ibiza-Video seinen Lauf nahm, an den Freiheitlichen haften blieb und die Doppelspitze in der Wien-Wahl vor Probleme stellt.

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Wie das Ibiza-Video seinen Lauf nahm, an den Freiheitlichen haften blieb und die Doppelspitze in der Wien-Wahl vor Probleme stellt.

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Es war das Ende der Koalition. Und seinen Ausgang genommen hatte es, noch bevor die Regierung aus ÖVP und FPÖ überhaupt gestanden war. Am 17. Mai 2019 um 18 Uhr wurde jenes Bildmaterial veröffentlicht, das als „Ibiza-Video“ Geschichte schrieb. Wie vom Schlag getroffen saßen Journalisten an diesem Abend staunend und fassungslos vor ihren Rechnern, nicht für möglich haltend, was da flimmerte: Ein sichtbar angeschlagener Heinz-Christian Strache im Unterhemd, ein Johann Gudenus, der händeringend ins Russische übersetzte und so manch abhandengekommenes Vokabel durch unvergessliche Gesten ersetzte (Stichwort: Glock). Und noch Tage und Wochen danach wurde über Gartenzäune hinweg, auf Parkbänken und beim Smalltalk an Theken diese eine Frage debattiert: Was zum Geier war das bitte?

„Es war ein Sittenbild, ein Ausdruck dessen, wie manche Leute glauben, dass in diesem Land Politik funktioniert“, sagt Politikberater Thomas Hofer. Eines war nach diesem 17. Mai 2019 recht schnell klar: Aufgenommen worden war das Video zwischen dem 22. und 25. Juni 2017. Strache und Gudenus waren damals fest im Oppositions-Modus. Im Herbst sollte gewählt werden. Der Termin am 15. Oktober stand fest. Aber dass sich ÖVP und FPÖ auf eine Koalition einigen würden, war damals, als die beiden wie jedes Jahr auf Ibiza urlaubten, keinesfalls ausgemacht – wenn auch eine Option.

Dunkle Seite der Politik

Der Name Ibiza jedenfalls, der sollte in Österreich seit dem Mai 2019 nicht mehr nur für einen Ferienort und einen Urlaubsstil stehen – sondern zu einem Synonym für die dunkle Seite der Politik werden. Zwei verschwitzte Politiker, die einer vermeintlichen russischen Geschäftsfrau erklären, wie man in Österreich an Macht gewinnt, wie man Nachrichten modelliert und Massenmedien gefügig macht, wie man Unternehmer einwickelt, wie man Geld am Fiskus vorbei in Parteikassen schleust.

Strache ließ Namen fallen, deutete Wege zur illegalen Parteienfinanzierung an. Nach der Veröffentlichung des Videos beteuerte er seine Unschuld, konstruierte eine Verschwörung, deren Opfer er geworden sei, sprach von einer „b’soffenen G’schicht“, schwor, dass es sich um einen einmaligen Kontakt gehandelt habe – was später übrigens widerlegt wurde. Dann ging alles ganz schnell. Die Koalition wurde gesprengt, und die FPÖ ist seither nicht mehr das, was sie einmal war. Und Strache und Gudenus? Der eine suchte sich eine neue politische Bühne und fand sie in einem Sammelbecken getreuer Wiener FPÖ-Mandatare, der andere ist abgetaucht. „Ja, das war ein turbulentes und ereignisreiches Jahr“, sagt Strache heute. Nachsatz: „Welches hoffentlich mit einer erfolgreichen Wahl in Wien 2020 einen positiven Abschluss finden wird.“

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