Die Leser nie unterschätzen!

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Die Furche-Herausgeber

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Die Furche-Herausgeber

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Bemerkenswert viele Reaktionen hat die jüngste Umgestaltung der FURCHE ausgelöst - zustimmend, aber auch mit kritischen Einwendungen. Ein starkes Echo, hinter dem ich - hoffentlich zu Recht - auch eine gemeinsame Motivation vermute: Unsere Leserinnen und Leser meinen es gut mit dieser Zeitung. Sie ist ihnen - oft über Jahrzehnte hinweg - ein Stück Heimat geworden.

"Wir ersticken in Banalitäten“

Das hat mit Vertrautheit und Glaubwürdigkeit zu tun. Daraus ist Treue, aber auch ein Mehr an Engagement gewachsen. Wie viele Medien dürfen sich heute noch über so wohlüberlegte Vorschläge zu Gestalt und Inhalt freuen; auch über so viel Ermutigung?! "Wo sonst kann ich so kompetent und mit so viel Anstand über Zukunftsfragen lesen“ hat mir dieser Tage eine Leserin geschrieben. Und hinzugefügt: "Wir ersticken doch in Banalitäten!“ Ihre Worte haben mich nachdenklich gemacht. Es sind jetzt genau 50 Jahre, seit mich das kostbare Produkt "Zeitung“ als Lebensthema begleitet. Fünf Jahrzehnte des enormen technischen Wandels und eines zunehmend globalisierten Informations- und Orientierungsauftrags. Damals hat Hugo Portisch uns, seine "Schüler“, in die Verantwortung des Journalisten eingeführt: keine Veröffentlichung ohne Befragung aller Betroffenen. Keine Vermischung von Nachricht und Meinung. Keine herabsetzenden Adjektive - und keine Verletzung der persönlichen Würde usw.

Portischs Journalismus war nie Tummelplatz für Ideologen und Kreuzritter, für Linientreue und Scheuklappenträger. Hinter jeder Wertung musste das Recht der Leser auf Zweifel und Widerspruch gewahrt bleiben.

Gegen den Wind des Zeitgeistes

Von ihm haben wir auch gelernt, dass Journalismus immer nur geborgte Macht ist. Dass wir Medienleute bei aller Klarheit der Sprache die Intelligenz der Leser nie unterschätzen und unterfordern sollten. Und dass die Kürze des Tages, der Woche kein Maßstab für unsere Berichterstattung sein dürfe. Unser Auftrag war und ist es, hinter dem Vorüberziehenden das Bleibende, hinter dem Kleinen das Große zu erkennen und die Fenster zur Welt weit aufzumachen - notfalls auch gegen den Wind des Zeitgeistes. Das hat Portisch auch der FURCHE ins Stammbuch geschrieben.

Ich entsinne mich Zeiten, als selbst auflagenstarke Zeitungen noch Platz boten für große Reportagen und Serien über ferne Völker und Kulturen. Wo findet sich heute noch solcher Mut zur "langen Strecke“? Übrigens: genau das will auch die FURCHE mit ihrer Zusammenlegung ihrer bisher vier Bücher - mehr Flexibilität für große Themen, um über Wichtiges auch mehr bieten zu können.

Hand aufs Herz: Was wissen wir heute, im "globalen Dorf“, über Länder wie China, Russland, ja selbst Amerika? Was über Schicksalsthemen - jenseits der Tages-aktualität? Manchmal frage ich mich sogar, ob wir Österreicher noch imstande wären, Gültiges über Wesen und Auftrag unseres eigenen Landes auszusagen. Wer wir sind und sein wollen. - Enorm viel Arbeit für die FURCHE - schon bisher und auch künftig.

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