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Ein Jahr „neues“ Mariendogma

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Ein Jahr ist vorüber, seit dem Tag der Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in die himmlische Herrlichkeit auch dem Leibe nach. Eine Rückschau zeigt uns, daß diesmal wie 6chon immer alle jene Stimmen, die von einer Unzeitgemäßheit der päpstlichen Verkündigung und von drohenden inner- und außerkirchlichen Gefahren gesprochen haben, unrecht behielten. Dagegen ist im innerkirchlichen Raum die Wirkung dieser päpstlichen Definition keineswegs noch abzusehen. Die längst lebendige marianische Bewegung hat dadurch einen gewaltigen Aufschwung genommen. Heute wird es deutlich, daß die Kanoni-sation des hl. Grignon von Montfort durchaus nicht bloß eine Anerkennung seiner persönlichen Heiligkeit bedeutet hat, sondern auch seiner Lehre von der vollkommenen Hingabe an die Gottesmutter besonderen Nachdruck verleihen sollte. Als eine Bestätigung ex effectu mag die Ausbreitung und der Erfolg der „Legio Mariae“ dafür angesehen werden, die ja die eigentliche Durchführung der Grig-nonschen Lehre darstellt. Aber auch theologisch wirkt sich das neue Dogma in vielfacher Hinsicht fruchtbar au6. Wer kann heute übersehen, daß sich die biblische Schau Mariens auf dem Wege einer sehr bedeutsamen Vertiefung- befindet? Sosehr, daß es nicht wundernehmen würde, wenn die von vielen Theologen bereits klar vertretene Lehre von der „Mitwirkung und Miterlöserschaft Mariens im Heil6werk“ sowie die von ihrer „allgemeinen Gnadenvermittlung“ bald in dem Glaubensbewußtsein der gesamten Kirche geweckt 6ein würde Und dies ate durchaus biblisch erweisbar. In Kürze wird diese theologische Diskussion eine neue und vielleicht wichtigste Anregung erfahren durch ein bereits fertiggestelltes, großangelegtes Werk über Maria au6 der Feder Karl Rahners S. J. Aber auch die zahlreichen kleineren Schriften, die seit einem Jahr erschienen sind, verdienen die besondere Aufmerksamkeit der Theologen, aber auch derjenigen Laien, für die das Leben der Kirche der entscheidende Lebensinhalt geworden ist und deshalb durch diese Schriften stärkste Bereicherung ihres persönlichen christlichen Lebens erlangen werden. Wir wollen einige dieser Schriften nennen, ohne durch die Reihung irgendeine Bewertung auszusprechen.

Einen Versuch, die gesamte theologische Problematik, die um das Dogma der As6ump-tio geht, zusammenfassend aufzurollen und zu lösen, stellt das Sammelwerk der Jesuitenprofessoren der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main dar (Jo6ef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main). Die Beiträge 6ind alle 60 gehalten, daß 6ie ein Seelsorger leicht und fruchtbar in seiner Verkündigung verwenden kann. Am stärksten liehen dem mariologischen Anliegen die beiden Professoren der Innsbrucker theologischen Fakultät, die PP. Hugo und Karl R a h n e r S. J., ihre Feder. Während Hugo Rahner mehr von der patristischen Seite her die marianische Frage bespricht („Maria und die Kirche“, Marianischer Verlag, Innsbruck, und „Mariens Himmelfahrt und das Priestertum“, Felizian Rauch, Innsbruck), 6ieht sie Karl Rahner mehr vom allgemein theologischen Gesichtspunkt („Das neue Dogma“, Herder, Wien, und im Vorwort zu der Dokumentensammlung zur Dogmaverkündigung „Aufgenommen in den Himmel“, Marianischer Verlag, Innsbruck). Eine sehr wertvolle und umfassende Theologie dieses „neuen“ Dogma6 bietet Eduard Stakemeier in seiner Schrift „Das Dogma der Himmelfahrt Mariens“ (Schö-ningh, Paderborn). Und auch die marianische Frömmigkeit des Karmel hat durch Oda Schneider, dar heutigen Sr. Gabriela O. C. D., ihre uralte Hingabe an Maria in dem Büchlein „Das heilige Skapulier“, ein Sinnbild der Weihe an das unbefleckte Herz Mariens, zum Ausdruck gebracht.

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