Ein Prozent der Kirchengeschichte

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Am 16. Oktober 1978 hat der gegenwärtige Bischof von Rom seine Aufgabe übernommen. Die Ausübung dieses Dienstes nach 20 Jahren zu ermessen, wäre in so kurzen Zeilen unfair. Über den Dienst selbst nachzudenken, legt sich eher nahe.

Da ist der Bestellungsmodus. Die Aufgabe gilt als welt- und kirchenweit. So ist es sinnvoll, daß die Kardinäle hier als Repräsentanten der katholischen Weltkirche, als Vertreter (wo bleiben die Vertreterinnen?!) der Betroffenen sozusagen, zur Wahl schreiten. Der Vorgang hat im Kern auch eine biblische Wurzel; gut so. Warum freilich das Prinzip einer solchen Wahl nur für den Bischof von Rom gelten soll und nicht auch für die anderen Bischöfe der Kirche heute als kulturkonforme Praxis forciert wird (daß sie möglich ist, beweisen die bestehenden Ausnahmen), bleibt eine Frage für die Zukunft.

Niemand wird bestreiten: Die Aufgabe in der gegenwärtigen Form ist eine Überforderung. Man möge dann nicht zu schnell auf den Beistand von Gottes Geist verweisen - soll Gott nicht einfach zum letzten Nothelfer degradiert werden, um menschliche Unfähigkeit für effektive Strukturen zu kaschieren. Man sage auch nicht, die Kurie sei ohnehin ein unterstützender Apparat. Sie ist in ihrer gegenwärtigen Eigendynamik hinderlich. Zumindest die Bischöfe von Rom der letzten 40 Jahre haben sie eher als Kreuz denn als Hilfe erfahren.

Reformüberlegungen gibt es mehrere. Stichworte dazu: Patriarchalstruktur, Aufwertung der Ortskirchen, Abbau von Zentralismus, Ernstnehmen von Subsidiaritäts- und Delegationsprinzip. Denn die Aufgabe ist ursprünglich ein Dienst. "Diener der Diener Gottes" heißt es in Übereinstimmung mit der Weisung Jesu. Unbeschadet der persönlichen Tugend des Bischofs von Rom hat man dieses Charakteristikum bei der Institution "Rom" schon für lange Zeit vermißt. Aber ist es dann noch die ursprüngliche, Aufgabe, ja - um hoch zu greifen: ist sie dann noch in Übereinstimmung mit dem Willen Jesu Christi?

20 Jahre sind gerade ein Prozent der Kirchengeschichte, aber es ist das Prozent, in dem wir leben. Reformen sollen dann gemacht werden, wenn nicht gerade Personalentscheide anstehen. Warum reden wir also nicht mehr darüber?

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