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Impulse für pfingstliche Professionalität
Kann man in den christlichen Kirchen noch mit Überraschungen positiver Art rechnen? Der Essayband „Pfingsten!“ von Annette Schavan ermutigt dazu.
Kann man in den christlichen Kirchen noch mit Überraschungen positiver Art rechnen? Der Essayband „Pfingsten!“ von Annette Schavan ermutigt dazu.
Dieses Lesebuch ist ein echtes Mutmachbuch. Ein Buch, das anregt. Den einen oder die andere wird es auch aufregen. Angeschrieben wird hier gegen die Gleichgültigkeit und gängige Szenarien des Niedergangs, die sich wie Mehltau über den kirchlichen Alltag gelegt haben – und die wirken: Wer will „mit so einer“ Kirche noch etwas zu tun haben?
Umso mehr ist Herausgeberin Annette Schavan, ehemals Bundesministerin für Bildung und Wissenschaft in den Kabinetten Merkel I und II sowie zuletzt deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, daran gelegen, mit „Pfingsten!“ einen Kontrapunkt zu setzen. „Der Niedergang der Kirchen, beschrieben in vielen Sprachen, überdeckt die Kraft, die im Christentum immer noch und gerade heute steckt“, schreibt sie im Vorwort. Wie schon in ihrer früheren Veröffentlichung „geistesgegenwärtig sein“ ruft sie in Erinnerung, dass „Geistesgegenwart gefragt“ sei: „Daraus ergibt sich ein starker Impuls für einen Aufbruch der Christenheit und die Suche nach einer neuen, pfingstlichen Professionalität in den christlichen Kirchen“.
Aufbruch in fragiler Zeit
In ihrem Auftaktartikel „Worum geht es?“ fragt Schavan, was aus der „provozierenden Perspektive“ der Urgemeinden geblieben ist, die im jungen Christentum die „Kraft zur Weltgestaltung“ fanden. Heutzutage überwiegt, mindestens hierzulande, das Gefühl der „Irrelevanz für die eigene Lebensgestaltung“, auch wenn Andrea Riccardi, der Gründer der Laiengemeinschaft Sant’Egidio, vom Christentum als einer „Perspektive, keine Retrospektive“ spricht – von Schavan oft zitiert. Seinerzeit war „ein Signal des Aufbruchs, eine stimulierende Kraft“ fällig. Das gilt heute ebenso: „Es braucht auch heute eine stimulierende Kraft – eine Aufbruchsgeschichte in fragiler Zeit.“
Stimulieren wollen die einzelnen Beiträge. Ihr Spektrum ist breit, der Duktus eindringlich, unter den 28 Autorinnen und Autoren finden sich klingende Namen wie Aleida Assmann, Heinz Bude, Ottmar Edenhofer, Tomaš Halík, Charlotte Kreuter-Kirchhof, Thomas de Maizière, Heribert Prantl, Volker Resing, Nikodemus C. Schnabel OSB oder Arnold Stadler, aus Österreich Waltraud Klasnic und Jan-Heiner Tück. Sie verschonen die Leser nicht mit Krisenbeschreibungen und bieten keine Rezeptur für Reformen. Deutlich wird: Geistesgegenwart ist nicht delegierbar. Aber das Ereignis von Pfingsten wird musealisiert, wenn dem Geist Gottes nicht auch heute subversive Überraschungen zugetraut werden.
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