Lieber surfen als stricken

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Bereits in der Nachmittagsbetreuung der ersten und zweiten Klassen des Gymnasiums Rainergasse in Wien können Schülerinnen und Schüler in eigenen Computer-Räumen auf freiwilliger Basis selbständig arbeiten. Ab der dritten und vierten Klasse werden sogenannte "unverbindliche Übungen" an den Geräten angeboten, was von Mädchen und Buben gleichermaßen genützt und angenommen wird. Senta Göhring, Direktorin des Rainergymnasiums: "Mädchen brauchen anfangs sicher mehr Ermutigung. Sie gehen nicht so locker und spontan auf die Geräte zu wie ihre männlichen Altersgenossen. Sobald sie aber ihre anfängliche Scheu überwunden haben, kommen sie zu völlig gleichwertigen Ergebnissen. Die Lust am Spiel und am Experimentieren findet sich eher bei Buben, das Interesse der Mädchen an der Technologie steigt aber parallel mit ihrer Erkenntnis des großen Nutzens den technische Möglichkeiten bieten".

Gibt es Unterschiede bei Mädchen und Burschen in der Handhabung angebotener Information?

"Burschen haben vielleicht beim Finden der Informationen die Nase vorne, Mädchen hingegen sind bei der Aufarbeitung und Präsentation des Materials begabter", sagt die Direktorin. "Wir stellen aber fest, daß junge Menschen insgesamt mit der größten Selbstverständlichkeit mit den neuen Medien umgehen". Geschlechtsspezifische Unterschiede gebe es heute keine mehr. Der frühe Einstieg in die EDV, der ab der 1.Klasse auf freiwilliger Basis möglich ist, garantiere einen problemlosen Umgang mit den neuen Medien.

Dieses Faktum hat im Hinblick auf das vielzitierte "lebenslange Lernen" das den beruflichen Werdegang der Zukunft entscheidend mitbestimmen wird, sicher eine große Bedeutung. Besonders Mädchen und Frauen werden davon betroffen sein, denn sie werden immer wieder mit Berufsunterbrechungen rechnen müssen. Eine funktionierende Vertrautheit mit den modernen informationsverarbeitenden Technologien ist für Frauen die Voraussetzung dafür, sich in Zukunft dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt halten zu können. Das sagen zumindest die Trendforscher.

Daß moderne Technologien ein probates Mittel der Kommunikation sind, beweist ein Projekt, das von der EU und vom Frauenreferat des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst gefördert wird. Das Projekt hat den Titel "Who cares", und brachte Schüler und Schülerinnen der sechsten Klassen aus Wien mit holländischen, belgischen Schülern sowie mit einer Tiroler Schule zusammen. Im Englischunterricht setzte man sich dabei mit folgenden drei großen Lebensbereichen auseinander: dem der eigenen Person, dem der Gemeinschaft und dem der Arbeit, wobei besonders der Aspekt der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau im Mittelpunkt standen. Dazu Professor Anton Kroh, Informatiklehrer am Gymnasium Rainergasse: "Mädchen und Burschen haben statistische Daten zur Ausbildungs- und Arbeitssituation von Frauen in Österreich erhoben und mit EU-Werten verglichen. Gleichzeitig wurde von den Schülerinnen und Schülern daran gearbeitet, die Ergebnisse in einer Homepage unserer Schule zu dokumentieren. Es war uns ein besonderes Anliegen, Mädchen dazu zu ermutigen, den Zugang zu sämtlichen Technologien restlos zu nützen. Die Mädchen hatten dabei absolut keine Angst vor dieser Herausforderung."

Im Gegenteil: Der vernetzte Zugang zu Problemen und die Zusammenarbeit mit anderen EU-Ländern habe gezeigt, daß die Schülerinnen für ganz neue Herausforderungen bestens gerüstet sind. Die neue Öffnung durch das Internet, die Möglichkeit der Verknüpfung von Informationen und das Wegfallen von Grenzen erfordere und fördere ganz besonders die Talente von Mädchen.

Kroh betont einen Aspekt des Informatikunterrichts, der ebenso neu wie selbstverständlich erscheint: Man versucht, den Schülerinnen und Schülern auch die Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technologien bewußt zu machen. Junge Menschen, denen die Technik heute keine größeren Probleme mehr bereitet, sollten auch einen kritischen Umgang mit ihr erlernen. "Unsere Kinder sollten nicht zu Experten, sondern vielmehr zu kritikfähigen Menschen erzogen werden, die sämtlichen technischen Entwicklungen gegenüber offen bleiben. Sie sollten die Grenzen der Technologien kennenlernen und die Erleichterungen die sie bieten, richtig nützen.

Die Nutzung der neuen Medien erleichtern sicher den Schulalltag. Aber eine kritiklose Technologie-Begeisterung ist nicht gefragt."

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