Die Delegiertenversammlung in Salzburg ist vorbei. Die Ergebnisse sind bemerkenswert, die Abstimmungsresultate auch. Probleme wurden tatsächlich thematisiert, auch heiße Eisen, und das Gespräch soll weitergehen.
Diese Woche ist Bischofskonferenz, und hier fallen die Entscheidungen. Was geschieht mit den Voten, mit den 70 bis 80 Prozent der Delegiertenmeinung, die sich klar für einen bestimmten, einen neuen Weg der Kirche in Österreich ausgesprochen hat? Wiederum sind die Bischöfe am Ball, ihre Entscheidungen werden wegweisend sein, so oder so.
Während ich dies schreibe, hoffe ich. Die Bischöfe sind zu ermutigen, die Anzeichen für einen neuen Weg aufzunehmen und mit allem Nachdruck zu unterstützen. Niemand ruft zu Spaltung auf, aber zu kräftiger und sachgerechter Kritik: Warum nicht Rom mitteilen, wie hierzulande die Kirchenuhr tickt? Warum nicht deutlich machen, daß der Glaubenskonsens des Gottesvolkes sich von jenem des Lehramtes verschiedentlich entfernt hat? Warum nicht jene Praxis der Liebe einmahnen, die Bischof Stecher (und andere!) vermissen? Es wäre nicht das erste Mal in der Kirchengeschichte, daß eine zentralistische Kirchenverwaltung an ihre Verantwortung erinnert wird und werden muß. Ich wünsche den Bischöfen Mut, und jenen unter ihnen, die andere Mitbrüder mitreißen und überzeugen müssen, die Tugend der Klugheit, der Ausdauer, der Beharrlichkeit um der Sache willen gerade in diesen Tagen. Ich wünsche Ihnen allen den Geist der Brüderlichkeit, daß sie einander nicht aufrechnen, sondern bereit sind, miteinander zu gehen, dann einander auch zu stützen und sich stützen zu lassen - nicht um im Land eine Mauer zu machen, sondern um für den offenen Weg einer erneuerten Kirche dort einzutreten, wo man uniformieren will.
Es ist eine entscheidende Phase für die Kirche in Österreich. Während ich schreibe, hoffe ich auf diesen Sprung, nicht (mehr) gehemmt, sondern nach vorne, auf dem Weg des Konzils. Wenn Sie lesen werden, wissen Sie schon, ob es für die Bischöfe genügend Ermutigung, Unterstützung und Mut gab, um zum Sprung anzusetzen. Hoffen wir und beten wir.
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