pixner - ©  Wikipedia/ Thomas Wozniak (cc by-sa 4.0)

Zum 100. Geburtstag von Bargil Pixner: Das Evangelium der Landschaft

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Erinnerung an den Mönch, Reiseleiter und Archäologen Bargil Pixner OSB (1921–2002), der Ende März seinen Hunderter begangen hätte.

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Erinnerung an den Mönch, Reiseleiter und Archäologen Bargil Pixner OSB (1921–2002), der Ende März seinen Hunderter begangen hätte.

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Mönch, Reiseleiter, Archäologe: Etiketten sind schnell zur Hand. Mönch: Das stimmt. Als Benediktiner im Heiligen Land hat der Südtiroler Bargil Pixner – am Ende des vierten Lebensjahrzehntes und nach etlichen Umwegen – seine Bestimmung gefunden. Und seinen Frieden.

Reiseleiter: Das stimmt auch. Seine Exkursionen haben vielen Pilgern und Touristen einen völlig neuen Zugang zur Bibel erschlossen. Ex-Präsident Jimmy Carter und Helmut Kohl waren unter denen, die er geführt hat. Archäo­loge: Da ergänzen böse Zungen um „Hobby-“ oder „Amateurarchäologe“. So richtig ernst genommen hat ihn „die Wissenschaft“, also die akademische Theologie, nicht.

Aber Pixner hatte etwas zu sagen. Er war nicht nur beliebt, weil er ein geniales Fakto­tum war. Er war auch erfolgreich: Seine
Bücher werden heute noch nachgedruckt – und gekauft. Nicht nur im Klostershop der „Dormitio“ auf dem Zionsberg in Jerusalem und, obwohl es bald 20 Jahre her ist, seitdem er verstorben ist. Der absolute Renner: „MitJesus durch Galiläa nach dem fünften Evangelium“ – ein in mehreren Sprachen zugänglicher Longseller, auf den nicht nur Pilger und Touristen zurückgreifen. „Fünf Evangelien schildern das Leben Jesu: Vier findest du in den Büchern – eines in der Landschaft. Liest du das fünfte, eröffnet sich dir die Welt der vier“: Mit diesem populären Satz Pixners machen heute Reisebüros Werbung, die Wanderungen für Pilger anbieten.

Von Südtirol hinaus in die Welt

Vieles kam „irgendwie“ zustande in diesem Leben: Am 23. März 1921 wurde Pixner in Untermais (Maia Bassa) an der Etsch, heute ein Ortsteil von Meran, geboren – als erstes von acht Kindern eines Mesner-Ehepaares. Getauft wurde er auf den Namen Virgil. Wie wurde Bargil daraus? Es war ein Schreib- beziehungsweise Lesefehler. Ein israelischer Passbeamter machte daraus versehentlich einen aramäischen Bargil: „Sohn der Freude“. Der neue Name passte zur neuen Existenz, die 1972 begann, als Pixner in die Dormitio-Abtei der deutschen Benediktiner eintrat. Zu dem Zeitpunkt hatte er das halbe Leben bereits hinter sich.

Nach der Matura begann er 1940 mit dem Theologiestudium in Brixen. Ein Jahr später trat er bei den Mill-Hill-Missionaren ein. Als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit wurde er nach der Besetzung Italiens – völkerrechtswidrig – in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutiert. Sein gesamtes Regiment verweigerte den „Führer­eid“ und wurde daraufhin entwaffnet. Pixner wurde an die Ostfront strafversetzt. In den letzten Kriegsmonaten gelang ihm die Flucht. Über Schlesien gelangte er zurück nach Südtirol. Zusammen mit Freunden aus dem Widerstand gründete er die Südtiroler Volkspartei (SVP). Eine politische Karriere stand ihm offen.

Aber Pixner setzte sein Studium in Brixen fort, wo er schon 1946, nach Ablegung der Ewigen Profess, im Dom zu Brixen zum Priester geweiht wurde. 1948 schickte ihn sein Orden nach Fernost. Mehrere Jahre lang leitete er ein Leprakrankenhaus auf den Philippinen. Für seine Verdienste um die einheimische Bevölkerung bekam er die Staatsbürgerschaft der USA verliehen, die damals die Philippinen verwalteten. Es schlossen sich weitere Missionstätigkeiten an: in Norditalien, in den USA, wo er 1961 ein Haus für Priester in Not gründete, in Frankreich und in Rom. Ein Wanderleben!

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