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Der Nährflädienschwund

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Bei den Untersuchungen des Verfassers über die verfügbare Nährfläche und Nährflächenreserve wie über die österreichische Wasser- und Bodenwirtschaft wurde stets auch auf die Fläche Bezug genommen, die durch anderweitige Verwendung der landwirtschaftlichen Nutzung jährlich entzogen wird. Er hatte diese Fläche mit etwa 2000 Hektar eingeschätzt. Die Unsicherheit dieser Schätzung, die Wichtigkeit richtiger Zahlenunterlagen wie insbesondere der Verwendungszweck machten statistische Erhebungen notwendig.

Diese erfolgten nun in vorbildlicher Weise vom Oesterreichischen Statistischen Zentralamt, Abteilung II, Agrarstitistik, nach Richtlinien, die im Bundesministerium für Land- und Forst -wirtschaft gemeinsam mit ersterem erstellt wurden. Die Inanspruchnahme wurde aufgegliedert nach Siedlungen, Industrie und Gewerbe, Verkehr, Volksgesundheit, Wasser- und elektrischen Bauten, Naturereignisse.

Für das erste Halbjahr 1953 erfolgten die Erhebungen in den politischen Bezirken: Baden, Schärding, Linz, Kufstein und Gerichtsbezirk Gänserndorf. Die Zahlen dieser ersten Erhebung gaben Anlaß, sie auf die politischen Bezirke Feldkirch, Tamsweg und Voitsberg auszudehnen. Ueberdies schien es zur Gewinnung eines richtigen Verteilungsbildes notwendig, bei den Siedlungsflächen eine weitere Aufteilung in verbaute Flächen und Hausgärten vorzunehmen.

Ramsauer: „Das, zehnte Bundesland" in „Die Oesterreichische Furche“, 3. Jg. Nr. 46, 1947. „Die österreichische Nährflächenreserve — das zehnte Bundesland", und Schriftenreihe des Oesterreichi- schen Wasserwirtschaftsverhandes, Heft 12, Wien. Ramsauer: Wasserbau und Wasserwirtschaft in Oesterreich, Zeitschrift „Oesterreichische Wasserwirtschaft", 4. Jg., Heft 4, 1952, Wien. Ramsauer’ Wasserhaushaltbilanz und Wasserbau in Oesterreich, Zeitschrift: „Der Aufbau", 8. Jg. Wien, 1953.

Bezogen auf die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche ohne Almen von 3,18 Millionen Hektar wurden somit rund 8 Prozent und bezogen auf alle 4000 Gemeinden, mit 276 Gemeinden rund 7 Prozent erfaßt. Der Prozentsatz wie die Verteilung der Erhebungsbezirke erlauben die Annahme, daß die Ergebnisse den Schluß auf die Gesamtfläche zulassen.

Es ist hervorzuheben, daß die befragten Gemeinden trotz Ueberlastung mit statistischen Erhebungen in dankenswerter Weise die Fragen gewissenhaft ausgefüllt und termingemäß abgeliefert haben.

Nun zu den Ergebnissen selbst. Tabelle 1 bringt die Erhebungsübersicht.

Tabelle 1: Flächenverluste in der Zeit vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1 95 3

Sie zeigt 70 Prozent der Gemeinden mit und 30 Prozent ohne Flächenverluste. Besonders viel Gemeinden mit Flächenverlusten liegen in den Bezirken Schärding, Linz, Kufstein und Feldkirch, während der Bezirk Baden die geringste Inanspruchnahme aufweist.

Die Tabelle 2 gibt eine Uebersicht über die Größe der Verlustflächen, den durchschnittlichen Flächenverlust, bezogen auf die Gesamtfläche des Erhebungsbezirkes und auf die Gemeindeflächen mit ausgewiesenen Verlusten.

Der effektive Verlust beträgt 392,88 Hektar bzw. 1,42 Hektar je Gemeinde. Werden hingegen nur die Gemeinden mit ausgewiesenen Verlusten berücksichtigt, steigt die verlorene Fläche auf 2,04 Hektar an.

Bezogen auf die gesamte österreichische Nährfläche ohne Almen errechnet sich ein Gesamtverlust im Jahre 1953 von 4864 Hektar. Von dieser Fläche entfallen auf:

Die Flächenabgabe an Siedlungen mit rund 60 Prozent ist sehr hoch und beweist die außerordentlich gesteigerte Bautätigkeit in Oesterreich. Die Angaben über die Aufteilung der Siedlungsflächen in Bau- und Gartengrund Der Wiener Maler Josef Engelhaft, der am 19. August 90 Jahre alt geworden wäre, war ein Meister des Wiener Sujets. Einmal griff er jedoch auch zum Stift, um ein „politisches Bilderbuch" zu zeichnen: 1916, als der große Hochverratsprozeß gegen Kramaf die Oeffentlichkeit bewegte. Aus diesem Werk stammt die obige Skizze des Angeklagten bei seiner Verteidigungsrede. Für die Einsicht in dieses Buch sind wir der Familie des Verstorbenen dankbar.

sind vorerst noch zu wenig exakt, um bereits verwertet werden zu können, da über die Flächen für Wege, Ziergärten, Strauchpflanzungen usw. nichts ausgesagt ist. Mit Abzug von etwa einem Drittel wird die für die zusätzliche Ernährung Gemüse, Obst, Kleintierfutter wieder benützte Fläche ausreichend erfaßt sein. Wenn also hierfür die 4000 Hektar überschreitende Fläche in Anspruch genommen wird, so ergibt sich der effektive Nährflächenverlust mit rund 4000 Hektar.

Diese tatsächlich große Inanspruchnahme an Nährfläche bestätigt eindringlich, daß die Melioration stätigkeitmöglichst zu intensivieren ist. Denn es sind ja nicht nur diese 4000 Hektar zu kompensieren. Hierzu kommen jährlich 15.000 Hektar, die zur Versorgung der jährlich zuwachsenden Bevölkerung von rund 20.000 Köpfen notwendig ist; und hierzu kommt der allmähliche Ausgleich an Flächenbedarf durch Bevölkerungszuwachs und Flächenverlust in den Jahren 1938 bis 1952, der mit etwa 150.000 Hektar anzusetzen ist und einschließlich 1953 somit insgesamt rund 169.000 Hektar ausmacht. Allen diesen Verlusten und Erfordernissen steht eine in den Jahren 1945 bis 1953 meliorierte Fläche von nur 44.000 Hektar gegenüber, also rund ein Viertel des erforderlichen Ausgleiches.

Der Ausweis drängt aber auch die Notwendigkeit auf, den Flächenverbrauch durch eine zielbewußte Landesplanung möglichst rationell zu gestalten.

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