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Konkurrenzfähig sein!

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Eines der bedeutsamsten Ereignisse der letzten Jahre ist zweifellos der Beitritt Oesterreichs zur Europäischen Freihandelsvereinigung. Der Beitritt Oesterreichs bringt der Landwirtschaft den Vorteil einer gewissen Uebergangsphase, da die Landwirtschaft sowie die erste und zweite Verarbeitungsstufe von dem vorgesehenen Zollabbau und der Kontingenterhöhung vorläufig ausgenommen sind. Der EFTA-Vertrag sieht nur marktpolitische, jedoch keine strukturpolitischen Maßnahmen vor wie der EWG-Vertrag. Daher wird Oesterreich bei einer späteren Einbeziehung der Landwirtschaft nicht gezwungen sein, standortgebundene Produktionssparten aufzugeben, wie dies im Rahmen der EWG der Fall ist. Das Scheitern einer großen europäischen Lösung bringt jedoch auch Nachteile für die Landwirtschaft. Auf dem Ernährungssektor gingen 1958 Exporte im Wert von rd. 921 Millionen Schilling in den EWG-Raum und nur Werte von 120 Millionen Schilling in den EFTA-Raum; dies sind 84,2 Prozent beziehungsweise 11 Prozent unserer gesamten Exporte. Noch krasser ist das Verhältnis auf dem Holzsektor; 1958 ging Holz im Wert von 3 Milliarden Schilling oder 91 Prozent in den EWG-Raum, Holz im Wert von 83 Millionen Schilling in den EFTA-Raum. Die Gefahr 'für die österreichische Landwirtschaft besteht darin, daß sich diese Tendenz in Zukunft noch verstärken könnte. Es muß daher getrachtet werden, zu einer Assoziierung der beiden Wirtschaftsräume zu gelangen.

Diese Bestrebungen blieben auch im vergangenen Jahr nicht ohne Einfluß auf die Agrarpolitik, aber auch auf die Wirtschaftsweise der einzelnen Betriebe. Die Landwirtschaft hat sich bemüht, ihre Produktion zu rationalisieren und die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Dadurch soll, soweit es die naturgegebenen Bedingungen in Oesterreich überhaupt zulassen, am Agrarsektor die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Staaten erreicht werden.

Diesem Ziel dient auch die gesamte Förde rungsarbeit, deren Erfolg im vergangenen Jahr in verschiedener Weise spürbar wurde. Besonders auf dem Gebiet der Mechanisierung der bäuerlichen Innen- und Außenwirtschaft, einen der wesentlichsten Faktoren der Produktions- und Produktivitätssteigerung, wurden weitere Fortschritte erzielt. Die Landwirtschaft konnte heuer bereits den 100.000. Traktor in Betrieb nehmen. Eine wichtige Voraussetzung für eine weitere Produktivitätssteigerung stellt die Verbesserung der Agrarstruktur dar. Allein in Niederösterreich konnten bis jetzt 8500 Hektar freigewordener Grundstücke an aufstockungsbedürftige Klein- und Mittelbetriebe vergeben werden. Dazu gehört aber auch die verkehrsmäßige Erschließung von ungefähr 83.000 Landwirtschaftsbetrieben in Oesterreich, die auch heute noch keine entsprechende Hofzufahrt besitzen. Die Restelektrifizierung, der Bau von Güterwegen sowie von Forstaufschließungswegen, wie in Niederösterreich durch die FAGES, konnten im vergangenen Jahr erfolgreich weitergeführt werden.

Der Witterungsverlauf und die klimatischen Bedingungen zeigten gerade im vergangenen Jahr die Naturabhängigkeit der Landwirtschaft besonders deutlich. Die Schwierigkeiten bei der Ernteeinbringung sowie die auf verschiedenen Sektoren geringeren Erträge werden im kommenden Jahr eine besondere Förderung verschiedener Betriebsarten notwendig machen. Den niederösterreichischen Weinbauern wird dabei ein besonderes Augenmerk zuzuwenden sein, um die Familienbetriebe auf eine sichere Grundlage zu stellen.

Wenn es auch durch die Förderungsarbeit in den letzten Jahren gelungen ist, den bäuerlichen Familienbetrieb zu festigen, so muß doch vehementer als in den vergangenen Jahren auf die Notwendigkeit hingewiesen werden, die Ertragslage der Landwirtschaft objektiv zu untersuchen und durch ein Landwirtschaftsgesetz mit einem Grünen Bericht die Grundlage für eine noch bessere und zielführendere Förderungsarbeit zu schaffen.

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