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Licht und Menschwerdung

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Das schlichte, aber ansprechende Äußere des „Statistischen Jahrbuches für die Republik Österreich“ verleitet, in dieser Publikation einmal ein wenig zu schmökern.

In Österreich wurden in den Jahren 1950 bis einschließlich 1960 insgesamt 1,233.673 Kinder lebend geboren. Davon entfielen auf die Bundeshauptstadt Wien 152.290 Kinder, das sind etwas mehr als 12 Prozent aller Lebendgeborenen. Nun liegt wieder eine „Masse“ von mehr als 1,2 Millionen vor uns, die stumm bleibt und lediglich durch Aufsummieren der täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich Lebendgeborenen entstanden ist.

Die Meinung, daß Geburt und Tod zeitlich dem „Zufall“ überlassen wären, scheint in der heutigen Zeit nicht mehr so allgemein wie früher zu sein.

Der Mensch, ins Leben geboren, steht im Einfluß- und Kräftefeld der persönlichen Umwelt. Nicht minder aber wirken auf ihn die Kräfte der unpersönlichen Außenwelt. Die kosmischen Einflüsse, als Erscheinungen der Außenwelt, stoßen, wie P. Ferdinand Frodl SJ. in seiner „Gesellschaftslehre“ feststellt, auf den Menschen als „lebendiges Wesen von körperlicher und geistiger Einheit“ und „werden nicht in der Art rein physi kalisch-chemischer Wirkung in Erscheinung treten, sondern als Lebensäußerungen von biologischer und psychischer Eigenart“. Während die Mehrzahl der kosmischen Einflüsse in ihrer Vielfältigkeit von Tag zu Tag und im jahreszeitlichen Verlauf variieren und unbeständig sind, ist das Licht im allgemeinen zuverlässig. Die Tageslichtdauer ist an einem bestimmten Tag des Jahres gleichbleibend.

Die Störungen der kosmischen Einflüsse auf den Menschen sind teils vielfach stetig, teils periodisch. Zu letzterem zählt das Licht und die Dunkelheit, der ständige Wechsel von Tag und Nacht. Das Licht in seiner Tages rhythmik hat aber auch eine Jahresperiodik.

Nach diesen Feststellungen soll nun nachgeprüft werden, ob und welchen Einfluß das Licht auf die Menschwerdung haben könnte. Hierzu ist der jahreszeitliche Verlauf der durchschnittlichen Tageslichtdauer und der monatlichen Geburtsfrequenzen für einen größeren Zeitraum festzustellen. In der folgenden graphischen Darstellung ist die durchschnittliche Tageslänge in den Monaten von Jänner bis Dezember (I bis XII) in Minuten ermittelt. Deutlich ist die Zu- und Abnahme der Tageslänge während eines Jahres erkennbar.

im Monat März, die geringste im Monat November; dies entspricht demnach der höchsten Konzeptionsfrequenz im Monat Juni und der geringsten im Februar. Über all dem zeigt sich aber auch bei der Beobachtung der monatlichen Frequenzen der Geburten beziehungsweise Konzeptionen im Laufe der einzelnen Jahre ein verhältnismäßig konstanter Rhythmus, der im allgemeinen keinen nennenswerten Störungen unterworfen ist.

Innerhalb des Verlaufes der Lichtkurve liegt, zum Großteil geradezu sich anschmiegend und eingebettet, mit einer relativen Vor- und Nachspitze, der das Leben begründende Konzeptionsverlauf nach seiner jahreszeitlichen Frequenz. Wo viel Licht ist, ist viel Leben, und wo weniger Licht ist, tritt der Drang zum Leben zurück.

Man kann weit größere Geburtsstatistiken verwenden, immer wieder zeichnet sich in der vorher dargestellten Form die „Jahreskurve der Liebe" ab und steht ganz offensichtlich in einem Zusammenhang mit der vorstehend geschilderten Lichtkurve. Daran ändert sich nichts, auch nicht die in unserer Zeit durch die Wohnkultur und sozialen Fortschritte so weitgehende Befreiung von den Witterungseinflüssen. Dieses Urempfinden konnte noch durch keine Wandlung der Kultur oder durch Zivilisationserscheinungen aus dem Empfinden der Menschen verdrängt werden. Es ist das Geheimnis ‘des sehen impbrrs(ede Reetje-, fationsvitälität zum Ausdruck kömmt. Eine Gesetzmäßigkeit in dieser wundervollen Natur. Dieses Gesetz können wir wohl nicht ändern, so wie die Henne, die ihr Ei legt, dies nicht kann. Wir können das Hühnerei vernichten, wir können es verbrauchen, aber das in ihm liegende Gesetz der Vermehrungsfunktion können wir nicht ändern. Nach 21 Tagen, wenn das Ei gebrütet ist, vollzieht sich das Wunder, aus der gelben und weißen Masse entsteht neues Leben, das sein Gefängnis durchbricht und dem Tag gegeben wird. Noch geheimnisvoll sind dem Menschen die Bedingungen, unter denen sich das Lebenwerden abspielt. Hierbei hat, wie wohl festgestellt worden ist, das Licht seinen maßgeblichen Einfluß in der großen Ordnung.

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