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Großer Eifer und hohe Erwartungen
Insgesamt 584 „Basisgruppen" diskutieren zur Zeit in der Erzdiözese Salzburg jene sechs Positionspapiere, die von den Teilkommissionen des Diözesanforums erarbeitet wurden. Jede Basisgruppe umfaßt mindestens fünf Personen. 3.500 bis 4.000 Katholikinnen uund Katholi-ken<beschäftigen sich also zur Zeit mit möglichen pastoralen Konzepten für die Zukunft der Kirche Salzburgs. Die Themen der Positionspapiere: „Kirche in der Mediengesellschaft", „Kirche im Dienst an den Menschen", „Ehe und Familie"; „Pfarrgemeinden, Ämter und Dienste", „Taufe, Firmung, Eucharistie und Buße", „Wie heute Gott wahrnehmen und zur Sprache bringen?".
„Sechzig Prozent der Pfarren in der Erzdiözese Salzburg beteiligen sich am Diözesanforum", berichtet Christian Wallisch-Breitsching, der Sekretär des Diözeanforums. „Einige Pfarren sind mit über zehn Basisgruppen besonders aktiv." Das größte Echo findet das Thema „Ehe und Familie". Erzbischof Georg Eder steht dem interdiözesanen Gesprächsprozeß wohlwollend gegenüber: „Der Erzbischof begrüßt", so Wallisch-Breitsching, „daß das Diözesanforum ein so großes Echo findet." Auch in seinem Weihnachtshirtenbrief habe der Erzbischof die Menschen in der Diözese ermuntert, sich im Forum einzubringen.
Was will das Diözesanforum? Wie geht es weiter? Christian Wallisch-Breitsching: „Bis Ostern haben alle Basisgruppen Zeit, ihre Vorschläge und Kommentare zu den Positionspapieren an das Diözesanforum zu schicken. Daraus wird ein Papier erarbeitet, über das am Diözesantag abgestimmt werden soll." Diese Vorlage solle „empfehlenden Charakter" haben und, innerhalb des Kirchenrechtes, Vorschläge über den Weg in die pastorale Zukunft der Erzdiözese enthalten. Der Pastoralrat, der Träger des Diözesanforums, habe dann die Aufgabe, „praktische Schritte und Wege zur Umsetzung der Beschlüsse in die Praxis aufzuzeigen".
Eine Zwischenstation im Dialogprozeß waren Gespräche am „Runden Tisch" im Salzburger Bildungshaus St. Virgil.
Anfang Jänner haben sich Expertinnen und Experten aus dem theologischen, sozialen und medialen Bereich mit den Themen des Diözesanforums befaßt: „Viele Ehen scheitern, weil zu große Erwartungen in den Partner oder in die Institution Ehe gesetzt werden", meinte etwa die Salzburger Psychotherapeutin Elke Sengmüller, die, zusammen mit dem Linzer Soziologen Josef Bauer und dem Salzburger Sozialarbeiter Markus Gstach, von der Teilkommission „Ehe und Familie" an den Runden Tisch gebeten wurde.
Josef Bauer, der das Kinderdorf für behinderte Kinder St. Isidor in Linz leitet, meinte zum Positionspapier des Diözesanforums: „Die Sehnsucht nach (heiler) Familie darf darin, angesichts der Lage etwa alleinerziehender Frauen, nicht empfehlend, befehlend, einengend als einzig denkbares Modell in den Mittelpunkt gestellt werden." Die Kirche müsse den Menschen „kommunikativ entgegengehen, nicht mit erhobenem Zeigefin-ger".
Daß die Pfarren eine große Rolle in der Einbindung der Menschen, in welcher Lebens- und Familiensituation diese auch stünden, spielen müssen, war die gemeinsame Uberzeugung dieser Expertenrunde. Inhaltliche Anmerkungen zum Positionspapier bezogen sich vor allem auf die Forderung nach mehr Prophylaxe und Ehe-Begleitung.
Der Schweizer Theologe Odo Cam-ponovo berichtete am Runden Tisch zum Thema „Pfarrgemeinden, Ämter und Dienste" von den Erfehrun-gen, die im Bistum Basel mit „Seelsorgeverbänden" gemacht werden konnten. Dem Priestermangel begegnet dieses Konzept mit dem freien Zusammenschluß von drei bis vier Pfarreien, „die gemeinsam die Menschensorge und die Seelsorge in einer Region tragen."
Am Runden Tisch zum Thema „Kirche und Mediengesellschaft" wurde festgestellt, daß das „Vertrauen, die Grundlage jeder menschlichen Kommunikation", gelitten habe. Darum sei in Salzburg das Verhältnis zwischen Kirche und Medien gestört, bemerkte etwa Manfred Perterer, der stellvertretende Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten" und betonte die Bereitschaft, Probleme aufzuarbeiten.
Rund zweihundert Vertreter der „Basis" beteiligten sich an den Gesprächen mit den Experten. Daß bei so kontroversiellen Themen wie etwa „Wiederverheiratete Geschiedene" eine Einigung erzielt würde, hat wohl niemand erwartet. Immerhin wurde die Gelegenheit zum Gepräch miteinander genützt.
Die Autorin ist
freie Journalistin in Salzburg.
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