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Lebendige Kirche

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Die Quizfrage: Welche der drei folgenden Antworten trifft derzeit auf die katholische Kirche von Salzburg Ihrer Meinung nach zu? 1. Das strenge Regiment der Bischöfe Eder und Laun hat alle Initiativen im Keim erstickt. 2. Das breit angelegte „Diö-zesanforam" schleppt sich zwar mühsam weiter, doch nehmen Desinteresse und Besignation überhand. 3. Die Kontroversen mit den Bischöfen haben die Kirche geradezu vitalisiert, so viel Positives war in Salzburg schon lange nicht mehr los.

Richtig ist die Antwort Nummer drei. Verschiedene Kommissionen haben zu wichtigen Teilfragen des kirchlichen Lebens Positionspapiere erarbeitet, die jetzt auf breiter Ebene auf ihre Praxistauglichkeit abgeklopft werden. Insgesamt an die 500 Personen debattieren lebhaft und freudig miteinander und mit Fachleuten - letztes Wochenende unter anderem über „Kirche in der Mediengesellschaft".

Den Positionspapieren, die noch einmal umgeschrieben und im Herbst endgültig verabschiedet werden sollen, hat der Erzbischof „Positionslichter" vorangestellt. Aus den Texten leuchtet dann aber beileibe nicht nur Bischofsmeinung hervor. Diese wird vielmehr jenen Passagen in Form von „Anmerkungen" nachgestellt, die den Bischof nicht ganz befriedigen. Aber er hat bisher nichts verboten und nichts zensuriert. Wenn er bei dieser Haltung bleibt, kann das Salzburger Diözesanforum zu einem beachtlichen Vitalitätsschub für die Kirche werden.

Von besonderen Aktivitäten hört man auch aus der Steiermark, was vielleicht deswegen weniger überrascht, weil von Bischof Weber nichts anderes erwartet worden ist. Die vielen Diskussionsveranstaltungen in allen Teilen der Diözese, an denen wo und wann immer möglich der Bischof persönlich teilnimmt, beweisen wie jene in Salzburg: Man kann sehr wohl miteinander auch über Streitthemen reden, wenn von den Veranstaltern für ein entsprechendes Klima gesorgt wird.

In Wien hat Erzbischof Schönborn durch einige kluge Signalgesten Ermunterung geschaffen. Auf gesamtösterreichischer Ebene wird via Pastoralkommission bereits sehr zielstrebig an der Vorbereitung der Expertentagung und der „Wallfahrt der Vielfalt" nach Mariazell im heurigen Herbst gearbeitet. Das gibt allen jenen recht, die nach der für viele enttäuschenden Bischofskonferenz im letzten Herbst die Parole ausgegeben haben, man sollte jetzt nicht jammern, sondern das Beste aus der Situation machen. Daß dies nicht alle tun, bewies freilich der jüngste Beschluß der Gemeinschaft katholischer Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, ihre Organisation aufzulösen. Damit hängt nicht nur der Verband katholischer Publizisten, sondern vor allem auch die Katholische Medienakademie finanziell in der Luft. Diese Flucht aus bisher gemeinsam wahrgenommener Verantwortung ist nur sehr schwer zu verstehen.

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