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Kaufmannsbildung

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DIE KAUFMÄNNISCHE GRUNDBILDUNG. Von Johannes Baumgardt. Kölner wirtschaftspädagogische Studien. Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau. 146 Seiten.

Aus einer Dissertation entstanden, legt uns der Autor, Diplomhandelslehrer und Assistent am Wirtschaftspädagogischen Seminar der Universität Köln, eine gehaltvolle Studie vor, die nicht allein dem Lehrer der kommerziellen Fächer wertvolle Anregungen zu geben vermag, sondern, weil sie die Grundlagen des Unterrichtes berührt, allen, die mit Erziehung junger Menschen befaßt sind. Das bundesdeutsche Schulkonzept ist vom österreichischen dadurch unterschieden, daß der „Bund“ als gestaltender Faktor nicht besteht. An seiner Stelle sind es die Länder, Gemeinden und eine Vielzahl von Kuratorien und Interessentengruppen, welche guten und minder guten Einfluß auf die Gestaltung der Grundkonzepte nehmen. Die Schulraumnot und der Mangel an offenen Stellen sind zum Teil — wie bei uns — auch in der Bundesrepublik überwunden. Nun besteht die Chance, auf einer gegebenen materiellen Basis aufbauend, Konzepte zu realisieren, die nicht vorweg durch einen sachlichen Mangel beschnitten werden.

Vielfach, wie in Österreich, wird in Deutschland die Heranbildung junger Kaufleute lediglich vom Standpunkt des Betriebes betrachtet: Maximierung der beruflichen Kenntnis — und nur dieser — im Interesse der Maximierung des Arbeitserfolges. Mit Recht und Vehemenz setzt der Autor sich dafür ein, daß die Schule des jungen Kaufmannes diesen auch zur sittlichen Persönlichkeit heranzubilden sucht, daß Bildung und Ausbildung harmonisiert werden und nicht je für sich bestehen und auf diese Weise verkümmern. Es geht nicht um die Aktivierung von Fertigkeiten allein, sondern auch um die Bestgestaltung der im jungen Menschen vorhandenen Anlagen.

Nach Ansicht des Verfassers, der zum Beleg für seine Ansicht umfangreiche Literatur verarbeitet hat, geht es also darum, den jungen und als einzelnen verstandenen Menschen zu formen (Individualpädagogik), ihn hineinzustellen in das Ganze von Volk und Gesellschaft (Sozialpädagogik) und ihn schließlich in das Sachliche des wirtschaftlichen Gebietes einzuführen (eigentliche Wirtschaftspädagogik). bei gleichzeitiger Vermittlung einer „kaufmännischen Gesinnung".

Nun ist es nicht allein die Schule, welche den jungen Kaufmann erziehen soll, sondern auch der Betrieb, dessen pädagogische Möglichkeiten vom Autor eingehend geschildert werden.

Daß die perfekte Ausführung der pädagogischen Aufgaben auch einer Revision der Stundentafeln und Lehrpläne bedarf, wird nachdrücklich betont, ebenso, daß vieles unnütz geworden und anderes in einem unzureichenden Umfang gelehrt wird.

Ein Problem bedürfte noch eines Hinweises in dem ausgezeichneten Buch: das Problem des Lehrernachwuchses. Zwei Drittel der deutschen Diplomhandelslehrer sind mehr als 45 Jahre. Die Attraktionen, Lehrer zu werden, sind gering geworden. Was nützen Lehrpläne, und die besten, wenn die Menschen fehlen, die sie exekutieren !

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