Kompetenzen: Was wir wirklich können sollten
Überall ist von „Kompetenzen“ die Rede. Das ist gut – solange Fähigkeiten nicht nur ökonomisch verstanden werden. Wie die Lehrkräfte der Zukunft Mut, Kreativität, Empathie und Selbstvertrauen stärken können. Und was das für die Reform der Lehramtsausbildung bedeutet.
Überall ist von „Kompetenzen“ die Rede. Das ist gut – solange Fähigkeiten nicht nur ökonomisch verstanden werden. Wie die Lehrkräfte der Zukunft Mut, Kreativität, Empathie und Selbstvertrauen stärken können. Und was das für die Reform der Lehramtsausbildung bedeutet.
Kompetenzen, Kompetenzen, Kompetenzen: Bologna hat sie in die Hochschulen gebracht. Mit der Zentralmatura ist der Unterricht an Schulen auf die Aneignung von Kompetenzen ausgerichtet worden. Und auch das AMS hat bereits in diese Richtung reagiert: Nicht länger vermittelt es die Jobsuchenden anhand von Berufsbildern, sondern anhand von Kompetenzprofilen. Muss das sein? Ja, es muss! Und ist es sinnvoll? Ja. Schließlich existieren schon seit Jahrzehnten keine festgefügten Berufsbilder mehr, und das Fachwissen ändert sich ständig.
Im Angesicht von KI und Digitalisierung fordern Arbeitsmarkt- und Zukunftsforscher seit Jahrzehnten, den Blick auf Kompetenzen und Zukunftsskills zu legen. Das kann aber auch verführerisch und gefährlich sein, nämlich dann, wenn Kompetenzen vor allem technokratisch und ökonomisch verstanden werden. Wenn sie jedoch als Fähigkeiten, Fertigkeiten, Stärken und Talente eingeschätzt werden, die jeder Einzelne als Potenzial in sich trägt, um damit die Welt und eben nicht nur die Arbeitswelt friedvoll, demokratisch und human zu gestalten, sieht es anders aus.
Mut, Verantwortungsbewusstsein, Kreativität, Empathie, Teamfähigkeit, Selbstvertrauen: Das wären solche Kompetenzen, die heutzutage dringend geboten sind – für eine gute Gesellschaft, für ein gutes Zusammenleben, auch für das professionelle Ausfüllen des Berufs. Diese Kompetenzen – und noch viele mehr – gilt es zu entdecken, „auszugraben“ und zu üben. Und genau das ist die Aufgabe der Schule der Zukunft.
Auf das Leben vorbereiten
Die Klagen, unser Bildungssystem sei nicht mehr aktuell und müsse reformiert werden, finden sich mittlerweile fast täglich in den Medien. Immer öfter werden die Arbeitsbedingungen von Lehrenden und die Lernbedingungen von Schülerinnen und Schülern kritisch in den Blick genommen und für wenig zufriedenstellend erklärt. Die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie sind hier nur der Gipfel des Eisbergs. Zugleich ist die Ausbildung der Lehrkräfte selbst, angestoßen durch den massiven Personalmangel, in den Fokus geraten und soll nun verkürzt und reformiert werden.
Solche Rufe nach Veränderung sind nicht neu. Ein Blick in die Geschichte der Schule und Bildung zeigt, dass schon im 17., 18. und 19. Jahrhundert, als noch die Kirche für die Schulverwaltung zuständig war, über Lehrermangel und zu wenige Möglichkeiten für individuelle Betreuung der Schüler geklagt wurde. Damals wie heute war man sich aber einig, dass die Schule für das Leben vorbereiten soll: Alltagsbezogenes und praktisches Arbeiten führe zum maximalen (Lern-)Erfolg, und Auswendiglernen sei kontraproduktiv. Diese Gebote von damals sind heute durch neurowissenschaftliche Forschungen belegt. Unser Gehirn braucht Anknüpfungspunkte im Alltag und ist ein „Sozialorgan“. Es muss neues Wissen an altes binden und benötigt andere Menschen, um gut lernen zu können. Überdies müssen sich Menschen Inhalte und Kompetenzen selbstständig und mit Freude aneignen. Gleichzeitig müssen sie vor Augen haben, wozu sie diese wissen und können müssen.
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