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Digital In Arbeit

EIN GESPRÄCH

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„Herr Lehmden — werm Sie ein Bild malen — haben Sie dann bereits eine genaue Vorstellung davon, oder entsteht diese erst während der Arbeit?“

„Früher entstand ein Bild im Verlauf des Malens. Heute weiß ich schon genau, wie es aussehen soll, bevor ich zu malen beginne. Bei Landschaftsbildern mache ich auch keine Vorstudien, keine Skizzen. Dies geschieht nur bei Stadt-ansichten.“

„Welche Maler würden Sie als Ihre Vorbilder bezeichnen?“

„Bosch, Brueghel, van Dyck, Rembrandt. Sehr beeindruckt hat mich auch die Höhlenmalerei. Und dann die persische, babylonische und ägyptische Bildhauerei. Chinesische Malerei hat mich vor allem in meiner Jugend stark beschäftigt.“

„Welches Gefühl halben Sie beim Betrachten Ihrer früheren Werke! Erkennen Sie beim Vergleich einen Fortschritt in dem, was sie jetzt mallen?“

„Ich bin dagegen, den Inhalt früheren Schaffens abzulehnen. Mir passiert es beispielsweise oft, daß mir gerade Bilder .in der Rücksicht als besonders gut erscheinen — vielleicht sogar besser als das, was ich gegenwärtig male.“

„Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?“

„Ich möchte lebensgroße, realistische Figuren malen. Sie sollen monumental und mächtig sein — sich dabei aber wie im Gespräch geben.“

„Haben Sie noch weitere Pläne?“

„Ja, Pläne gibt es natürlich genug. Ich möchte ein ,röntge-nisiertes Landschaftsbild' malen, in dem die Erde in ihren sämtlichen Schichten dargestellt werden soll, und all das, was sich in ihr befindet.“

„Haben Sie einmal versucht, eine Maschine zu malen?“

„Das Explodierende, das Berstende eines Motors darzustellen würde mich sehr interessieren. Ich habe es versucht. Aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen.“

Augenblicklich hat Anten Lehmden eine wesentliche Funktion bei der Umgestaltung der St.-Georgs-Kirche in Istambul inne. Der Entwurf für die Innenarchitektur dieser Kirche welche dem St.-Georgs-Kollege angeschlossen ist, das eine große Anzahl österreichischer Schüler beherbergt, ebenso wie mehrere Heiligenbilder und eine Kreuzigung wurden von ihm geschaffen. Die Gestalten der Heiligen, ihre

, Pholo: Schmölzer

Haltung und ihr Gesichtsausdruck sind von einer wunderbaren Innigkeit und tiefen Religiosität. Es sind die ersten Bilder religiösen Inhalts, welche der Künstler gemalt hat. Obwohl ihn derartige Themen schon sehr früh — schon vor dem Besuch der Akademie — interessiert haben. Er wollte damals eine Bibelillustration ausführen. Später allerdings haben sich derartige Gedanken unter dem Eindruck der Landschaf tseriebnisse verflüchtigt.

„Gibt es irgend eines Ihrer Bilder, das sie besonders lieben?“

„Nein — eigentlich nicht! Sie sind mir alle gleich bedeutend und alle gleich wichtig.“

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