Acht Tänzer und vier Musiker suchen Mozart

Werbung
Werbung
Werbung

Mit Mozart wird man nie fertig. Das bestätigten auch die ersten Eindrücke der Salzburger Mozartwoche 2012. Ab nächstem Jahr fungiert Originalklang-Spezialist Marc Minkowski als künstlerischer Leiter des Festivals.

Spätestens nach seinem spannenden "Mitridate“ bei den Salzburger Festspielen im Mozartjahr 2006 ist Marc Minkowski vom Geheimtip zum international bejubelten Star aufgestiegen. Dominique Meyer hat ihm in seiner ersten Saison als Direktor der Wiener Staatsoper Händels "Alcina“ - und damit die erste Barockoper im Haus am Ring - anvertraut. Demnächst wird Minkowski - ebenfalls an der Spitze seiner exzellenten Les Musiciens du Louvre - Grenoble - die Schubert-Symphonien im Wiener Konzerthaus aufführen und für Platte einspielen. Ab nächstem Jahr fungiert er als künstlerischer Leiter der Salzburger Mozartwoche an der Seite des neuen Intendanten Matthias Schulz.

Philharmoniker & junge Maestri

Zu den Programmpunkten der Mozartwoche 2013 zählen "Lucio Silla“ in der Version Mozarts und Johann Christian Bachs, Auftritte des Orchestra of the Age of Enlightenment unter Simon Rattle, der Academy of St. Martin in the Fields, des Mahler Chamber Orchestra, des Mozarteumorchesters und der Camerata Salzburg. Die Konzerte der Wiener Philharmoniker dirigieren neben Georges Prêtre mit Gustavo Dudamel und Teodor Currentzis zwei der talentiertesten Dirigenten der jüngeren Generation. Schon in der Vergangenheit war die Mozartwoche für die Philharmoniker willkommene Gelegenheit, sich mit für sie neuen, jungen Maestri zu präsentieren. Johannes Maria Staud wird mit mehreren neuen Werken vertreten sein.

Mit einer Uraufführung begann auch die diesjährige Mozartwoche, die letzte unter Stephan Pauly, der nach zehn Jahren als Intendant an die Alte Oper Frankfurt wechselt. Mozart und Aufbrüche in das Neue war das Thema, mit dem er das Publikum schon in früheren Mozartwochen konfrontiert hatte. Da war es nur logisch, dass er sein Mozartwochen-Finale mit einer Novität eröffnete. Eingeladen dafür hatte er die Berliner Choreografin Sasha Waltz. Sie konnte den für seine subtilen Klanggeflechte bekannten Komponisten Mark Andre für ihre Idee begeistern. Herausgekommen ist "gefaltet“, ein zweistündiger Dialog für Tänzer und Musiker. Oder, um eine Anleihe bei Pirandello zu nehmen: Acht Tänzer (Sasha Waltz und Gäste) und vier Musiker suchen Mozart. Stücke von Mozart, meist in Moll, dazwischen aphoristische Piècen von Andre und Mozart-Brieffragmente, fungieren als Impulsgeber (daher der aus der Elektronik abgeleitete Titel dieses choreografischen Konzerts) für die jeweiligen virtuosen Bewegungsabläufe, bei denen auch die Musiker Teil des choreografischen Geschehens werden und somit ihre Parts zuweilen im Liegen absolvieren müssen. Ob mehr als eine grazile Tanzpose zu den Klängen von Mozarts kleiner Gigue von diesem Entree im Salzburger Landestheater in Erinnerung bleiben wird?

An Mozart zu scheitern ist nicht nur Choreografen vorbehalten. Zu leicht für Erwachsene, zu schwer für Kinder - so bezeichnete der berühmte Pianist Arthur Schnabel die grundsätzliche Schwierigkeit der Mozart-Interpretation. Beim Konzert der Wiener Philharmoniker unter Altmeister Pierre Boulez im Großen Festspielhaus hätte er dafür Bestätigung gefunden. Denn das Schönberg-Klavierkonzert mit der subtil artikulierenden Mitsuko Uchida gelang ungleich gehaltvoller aber auch präziser als Mozarts kleines Krönungskonzert KV 459. Wie sehr Mozart sich an barocker Polyphonie begeistert hat, machte der auch als Dirigent seiner Cappella Andrea Barca fungierende András Schiff bei seiner spielerisch-brillanten Gestaltung des Soloparts im frühen Es-Dur-Klavierkonzert KV 271 deutlich.

Das Schwierige an Mozart

Manche müssen um ihren Mozart noch ringen, wie das nach einem spanischen Philosophen benannte Minguet-Quartett. Enttäuschend ihre kaum über pauschale Routine hinaus kommende Darstellung des Klarinettenquintetts. Selbst der junge Solist Sebastian Manz vermochte mit seiner Vitalität die vier Musiker nicht umzustimmen. Dass dem Quartett Othmar Schoecks spätromantisches Notturno, bei dem einmal mehr Christian Gerhaher seine führende Rolle als Liedinterpret zeigte, ungleich besser liegt, war bei diesem explizit Mozart gewidmeten Festival nur ein schwacher Trost.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung