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Aufgebrochenes Wien - ohne Ende
Marek, miserere nobis, lautet der Stoßseufzer jener zahlreichen von Wiens akuter Straßenmisere gepeinigten Kraftfahrer und Geschäftsleute, sofern nicht eine vulgärere Ausdrucksweise dem Um- und oft Irregeleiteten häufiger zu eigen ist. Der jährliche Festwochenzauber im Zusammenhang mit dem erwünschten Touristenstrom bildet zumeist den Startschuß zu einer verwünschten, chaotisch anmutenden Aktivität der Wiener Kommunalverwaltung, die sich gerade heuer in ein gigantisches Ausmaß steigern konnte.
Marek, miserere nobis, lautet der Stoßseufzer jener zahlreichen von Wiens akuter Straßenmisere gepeinigten Kraftfahrer und Geschäftsleute, sofern nicht eine vulgärere Ausdrucksweise dem Um- und oft Irregeleiteten häufiger zu eigen ist. Der jährliche Festwochenzauber im Zusammenhang mit dem erwünschten Touristenstrom bildet zumeist den Startschuß zu einer verwünschten, chaotisch anmutenden Aktivität der Wiener Kommunalverwaltung, die sich gerade heuer in ein gigantisches Ausmaß steigern konnte.
Wieden, Margareten und Meldung sind die nun schon traditionellen Spitzenreiter auf dem Gebiet gesperrter Straßenverkehrsflächen, was hauptsächlich auf die großzügig geplante Umgestaltung des Matzleinsdorf erplatzes sowie auf die teilweise „Entgleisung“ der Wiedner Hauptstraße zurückzuführen ist. Darüber hinaus ist es den zuständigen Stellen gelungen, in fast allen Wiener Gemeindebezirken zumindest eine Hauptverkehrsader in Form von Embahnschiildern oder Fahrverbotstafeln teilweise oder ganz abzubinden.
Obwohl dank stürmischer Interventionen der Kammer, des ÖAMTC und anderer Interessenvertretungen die Mariahilferstraße noch nicht aus dem Verkehr gezogen wurde, erreichte man einen beinahe ebenso verheerenden Effekt, indem gleichzeitig die Gumpendorferstraße und die Burggasse in ihren am meisten belasteten Abschnitten gesperrt und so zwei wichtige Enttestungsstrecken blok-kiert wurden. Legte man sonst bei Veränderungen des Schilderwaldes, wie etwa „Umdrehungen“ von Ein-bahnen, Schaffung zusätzlicher Ab-biegege- und -verböte eine für österreichtsch-behördiiche Verhältnisse ungewohnte Großzügigkeit an den Tag (ihr Meisterstück absolvierte die zuständige Magistratsab-teilung vor etwa einem halben Jahr im dritten Bezirk, vornehmlich im Weißgerberviertel, wo mit Ausnahme der Löwengasse alle Zweibahnen „entschärft“ worden waren, obschon gerade hier verkehrstechnisch das geringste Bedürfnis vorlag), wurde
in Form von Westbahnstraße und Siebensteringasse eine halbwegs ak-zentable Entlastungsmöglichkeit nicht ausgenutzt. Mangelnde Koordination wird häufig sichtbar, wie zuletzt etwa bei den Bauarbeiten am Nußdorferplatz, wo das den Wienern sattsam bekannte Spiel „Aufreißen und Zuschütten“ wieder als Doublette vorexerziert wurde. Repräsentativ bis erschütternd nimmt sich die Liste jener Straßen aus, wo derzeit Verkehirsbehinderun-gen beziehungsweise totale Absperrungen das Stadtbild prägen. Keine Aufzählung kann vollständig sein, da aus Gründen der Übersichtlichkeit nur wichtige Durchzugssfränge angeführt werden:
Linzerstraße, Cossmainngasse, Pen-zingerstraße, Breitenfurterstraße, Rosenhügelstraße, Lainzerstraße, Possingergasse, Goldschlaigstraße, Jörgerstraße, Meidlinger Hauptstraße, Eichenstraße, Schönbrunnerstraße, Längenfeldgasse, Raschka-gasse, Gumpendorferstraße, Burg-gasse, Breitegasse, Erzherzog-Karl-Straße, Handelskai, Stromstraße, Laxenburgerstraße, Neilreichgasse, Ungargasse, Gußhausstraße, Heiligenstädterstraße usw. Die Argumente der Behörden mit Maulwurfambiitionen, daß nur ein relativ kurzer Zeitraum, nämlich etwa Mitte April bis Ende Oktober, für Samiierungs- respektive Umbau-arbeiten zur Verfügung steht, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß ein bedenklicher Mangel an weitblickender Planung besteht. Während man bei der jetzigen, im Zuge einer umfassenden Neugestal-
tung des Straßennetzes geschaffenen Münchner Kraterlandschaft das unbedingte Gefühl hat, in zwei bis drei Jahren eine für Jahrzehnte tragfähige, zukunftsweisende Lösung kreiert zu haben, bedrückt bei den Wiener Bruchstückrenovierungen das Gefühl der regelmäßigen jährlichen Wiederkehr. Besonders den Unmut des in Bälde nun auch sondersteuer-zahlenden Metropolenbewohners - erregen die seltsamen Praktiken jener Baufirmen, die als Bestbieter vom Magistrat mit der Durchführung der Arbeiten betraut werden und den veranschlagten Zeitplan oft beträchtlich überziehen.
Speziell dem Wiener wird ein eminentes Desinteresse an der Kommunalpolitik nachgesagt und vorgeworfen. Es darf jedoch nicht verwundern, wenn der Bürger, der lange Zeit hmdurch zum Raunzer erzogen worden ist, indem man ihn von wichtigen Entscheidungen meist zu spät und dann auch nur notdürftig informierte, sich im Resignaitionssta-dium befindet, zu einer Zeit, in der von jedem über jedes diskutiert wird, scheint es sonderbar, daß über solche Fragen, die einen riesigen Personenkreis unmittelbar und meist in unangenehmer Weise berühren, nicht eine öffentliche Diskussion in Gang gebracht wird. Dazu wäre natürlich Voraussetzung, daß von Fachleuten Vorschläge und Alternativentwürfe eingebracht würden, deren Behandlung nicht hinter dicht verschlossenen Rathaustüren erfolgt, sondern via Massenmedien allen Interessierten zugänglich gemacht wird.
Der Beuibeginn an dem Wiener U-Bahn-Netz sollte die Startflagge für einen großangelegten Sanderungsversuch aller schon seit Jahren unter den Nägeln brennenden Probleme darstellen, um ein wenig von der Zeit, die durch das bisherige kurzfristige Denken und Planen verloren gegangen ist, aufzuholen.
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