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Aus alten Stiften

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Die mittelalterlichen Stiftsurbare der Steiermark. I. Teil: Seckauer Urbare. Bearbeitet und heraus- gegeben von Benno Roth. — Die mittelalterlichen Urbare der Minoriten und Dominikaner in Pettau. Bearbeitet von Hans Pirchegger und Wolfgang S i 11 i g. Kommissionsverlag H. Böhlaus Nachf., Wien. 319 Seiten, 7 Kartenbeilagen. Preis 120 S.

Seit vor mehr als einem halben Jahrhundert im Rahmen der Publikationen der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften von Alphons Dopsch die landesfiirstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs herausgegeben wurden, ist die Bearbeitung der Aufzeichnungen über die Besitzverhältnisse, Einkünfte und Rechte der österreichischen Grundherrschaften nicht allzu rasch vorwärtsgeschritten. In den letzten Jahren erfolgten aber erfreulicherweise mehrere Veröffentlichungen von Urbaren geistlicher und weltlicher Herrschaften, und damit hat die kritische Erschließung einer der wichtigsten Quellengruppen zur, Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte des österreichischen Mittelalters wieder beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Im vorliegenden Band publiziert Benno Roth, der verdiente Seckauer Historiker, das älteste Urbar des ehemaligen Augustiner-Chorherren- und Domstiftes Seckau (von 1270) und das Seckauer Bistumsurbar (von 1290); dadurch ist eine frühere Ausgabe Roths in den Seckauer Studien überholt, von der übrigens fast alle Exemplare dem erstaunlichen Betätigungsdrang der Gestapo zum Opfer gefallen waren. Eine ausgezeichnete Einleitung und , sorgfältige Register erleichtern die Benützbarkeit und erhöhen den Wert der vorbildlichen Arbeit, Während die Seckauer Urbare uns ein Bild des Funktionierens geistlicher Grundherrschaften mit ausgedehntem Streubesitz in Ober- und Niederösterreich, der Steiermark und in Kärnten zur Zeit des hochmittelalterlichen Landesausbaus vermitteln, führen uns die gleichfalls tadellos edierten Pettauer Urbare der Bettelorden weit bescheidenere Herrschaftsverhältnisse im slowenischen Unterland der Steiermark zu Ende des Mittelalters vor Augen. — Eine neue, gute Leistung der hoch- qualifizierten steirischen Landesgeschichtsforschung.

Die Restaurierung der Seckauer Basilika unter Abt itäeFons Schober f887 biflWfi: Von F. Doktor’ Benno Roth. Seckauer geschichtliche Studien, Heft 12. Selbstverlag des Verfassers.

Einleitend wird ein kurzer Bericht über die Ueber- siedlung der Beuroner von Emaus-Prag in das unter Kaiser Joseph II. aufgehobene Augustiner-Chorherren- und Domstift in Seckau gegeben. Anschließend ein Ueberblick über die ersten Restaurierungsversuche. 1883 wurde Seckau bis zum Ende des Kulturkampfes Mittelpunkt der Beuroner Kongregation. Eine durchgreifende Veränderung wurde durch den Einsturz des nördlichen Fassadentumes 1886 eingeleitet. Auch der Südturm mußte abgetragen werden. In langwierigen Verhandlungen, „ob Ost- oder Westtürme, ob die Basilika nach Osten eine Erweiterung erfahren sollte oder nicht”, standen archäologische Ansichten und Bedürfnisse der Liturgie zeitweise einander schroff gegenüber. Erst 1890 konnte die Durchführung der Bauarbeiten und der Innenausstattung in Angriff genommen werden, die sich noch in die Regierungszeit des Abtes Zeller fortsetzten und ungefähr den Zustand schufen, der heute ist. Die Veränderungen im Außenbau und in der Innenausstattung sind tatsächlich einschneidend. Die Arbeit Roths ist zugleich eine durchaus objektiv gehaltene Apologie dieser Unternehmungen an einem der ehrwürdigsten Baudenkmäler Oesterreichs. Abgesehen von der eigentlichen Bautätigkeit, wird ein tiefer Einblick geboten in die damals herrschenden Kunstanschauungen, in den Tnstanzenzug der Behörden und in die Organisation des damaligen Denkmalamtes. Die tatkräftige Förderung durch Kaiser Franz Joseph, die dauernde Mitarbeit des Dombaumeisters Schmidt, die maßgebliche Stellungnahme des steirischen Konservators Johann Graus werden entsprechend gewürdigt. Ferner ist eine große Anzahl von Kloster- und Laienkünstlern aus dem In- und Ausland, die an den Planungen mitbeteiligt waren, erwähnt. Die Darstellung ist von einer fast durchgehend archivarisch belegten Genauigkeit, wie sie nicht mehr zu überbieten ist. Zahlreiche Abbildungen, darunter solche von alten Ansichten, aufschlußreichen Gegenüberstellungen vor und nach der Restaurierung sowie von unausgeführten Projekten erhöhen den Wert der Ausführungen ungemein.

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