Freiheit auf zwei Rädern: 150 Jahre österreichische Fahrradgeschichte
Es ist ein Allround-Vehikel der vielen Möglichkeiten: das Fahrrad. Seit mehr als 150 Jahren steht es für Mobilität und Unabhängigkeit und ist Triebfeder wie Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen.
Es ist ein Allround-Vehikel der vielen Möglichkeiten: das Fahrrad. Seit mehr als 150 Jahren steht es für Mobilität und Unabhängigkeit und ist Triebfeder wie Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen.
Wer in Österreichs Städten unterwegs ist, kann nicht übersehen: Das Fahrrad ist wieder da. Dabei war es nie weg, nur zeitweilig so an den Rand gedrängt, dass es im öffentlichen Raum kaum noch eine wahrnehmbare Rolle spielte. Aber mittlerweile dient es immer mehr Menschen nicht nur als Mittel zur Fortbewegung, sondern auch zum Transport eines Lebensgefühls, in dem Freiheit, Selbstbewusstsein und gelebte Ethik zusammenfließen. Zudem macht ein gängiges Fahrrad zwar den Körper schlank, nicht aber den Geldbeutel. Kein Wunder also, dass das sympathische Vehikel auch hierzulande auf eine mehr als 150-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken und neuerdings seine Rückkehr feiern kann.
Die Insel und das „Safety Bicycle“
Geschichte und Comeback des Fahrrads in Österreich findet man aufs Schönste illustriert in einem neuen Band der Edition Winkler-Hermaden, eines kleinen Verlags, der seit 15 Jahren mit großem Erfolg österreichische Regional- und Alltagsgeschichte ins Bild setzt. Das Bildmaterial, das die Autoren Matthias Marschik, Edgar Schütz und Wolfgang Wehap versammelt haben, ist so anschaulich wie facettenreich und erinnert nicht zuletzt an den großen Beitrag, den das Fahrrad vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Mobilisierung der Menschen geleistet hat. Ob Mann oder Frau, Arbeiter oder Aristokrat, Kind oder Greis – ab etwa 1900 konnte sich, wer wollte, aufs Rad schwingen und so seinen Bewegungsradius gleich um ein Vielfaches erweitern.
Es brauchte nur ein bisschen Schwung und Gleichgewicht ‒ und natürlich zuvor die Erfindung eines in jeder Hinsicht erschwinglichen Radtyps: des „Sicherheitsniederrades“ oder englisch „Safety Bicycle“ genannt, denn auf der Insel wurde der bis heute maßgebliche Typus mit zwei gleich großen Rädern, Diamantrahmen und Kettenantrieb in den 1870er Jahren entwickelt. In Österreich wurde dieser Radtyp in Werkstätten wie Janisch im oststeirischen Ilz oder – in größerem Stil – von Firmen wie den Grazer Puch-Werken und der Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft in Steyr, deren 1896 registriertes Modell „Waffenrad“ heute Ikonenstatus hat, bald nachgebaut.
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