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Historisches Gemalde

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Papstgeschichten leiden mitunter an Perspektiven des Autors, die für den einen, den Fachgelehrten, zur Freude für den anderen, den gebildeten Leser aus Laienkreisen, zum Nachteil gereichen. Es ist die methodische Zugrundelegung, die entweder nur der Pflege der Wissenschaft oder nur einer sogenannten „populären“ Darstellungsweise verpflichtet erscheint. Es ist aber auch das thematische Grundmotiv, das mitunter Freude oder Enttäuschung hervorruft: entweder werden nur die Päpste im strengen, engen Sinn zum Gegenstand wissenschaftlichen oder volkstümlichen Bemühens oder es wird jene Kirche mit in die Linienführung des historischen Gemäldes mit einbezogen, ohne die ja das Petrusamt im kirchenhistorisch-luftleeren Räume seiner Sachbezüge entbehren müßte. Der Autor hat mit vorliegendem, neubesorgten dreibändigen Werk einen glücklichen Guß der Mitte vollbracht. Sein Opus stellt eine von kritischer Wissenschaftspflege getragene Leistung dar, die durch die Betrachtung der Bischöfe von Rom das gesamte Kirchengeschehen zweier Jahrtausende transparent werden läßt. Zudem besorgte der Autor eine Geschichtsdar-stellung die zugleich in die Geschicke der Profanwelt einblendet und über den Ablauf historischer Ereignisse hinaus die ideengeschichtlichen und geschichtstheologischen Hintergründe jenes obersten Lehr-, Priester- und Hirtenamts zu erhellen sucht, ohne deren Verständnis nun einmal Kirche nur zweidimensional, nicht aber in die religiöse Tiefe hinein erfaßt zu werden vermag. Band 1 umfaßt die Stiftung des Petrusamtes in der Person des Apostelfürsten und ersten Papstes bis zum Sacco di Roma und dem Ausgang des Ponti-fikats Klemens VII., Band II die Wiedererneuerung der römischen Kirche bis zu Leo XIII., der den Durchbruch der Kirche zur Jahrtausendwende sicherlich schon vor Johannes XXIII. vorweggenommen hatte,

Ohne Retouchderung werden auch die dunklen, schattenumwölkten Aspekte im mitunter schmerzvollen Verlauf der Jahrhunderte dargestellt. Programmatische Schilderungen ganzer Zeitabschnitte, von geistigen Bewegungen, Strömungen und Unterströmungen, Einzelfragen, sowie die Bedeutung von Persönlichkeiten im Radius der römischen Bischöfe ergänzen die Chronik, der — es sei sehr offen im Zeitalter progressivi-stischer Verwirrungen und zerstörender Selbstzerfleischung ausgesprochen — ein apologetischer Charakter nicht abzusprechen ist. Ein kleiner Flüchtigkeitsfehler, der sich eingeschlichen hat, wäre bei einer Neuauflage auszumerzen: Nicht Pius V. ist der letzte Papst, dem die Ehre der Altäre als Heiliger zuteil geworden ist, sondern Pius X., der von Pius XII. seligen Angedenkens kanonisiert worden war (vgl. Band II, S. 36).

,J>APSTGESCHICHTE.“ Von Universitätsprofessor Dr. Gaston C a-stella. Stauff acher-Verlag AG.,

Zürich-Frankfurt-Innsbruck-Paris-Briissel-Lausanne. Zweite, illustrierte Auflage. Drei Bände, 524, 565, 411 Seiten, sFr. 100.—.

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