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In Einigung mit dem Opfer
Die Gebctsmeinung des Heiligen Vaters, das kommende Konzil mit Werken der „körperlichen Buße“ vorzubereiten, fiel in den Ferienmonat August. In eine Zeit also, die für einen solchen Appell die denkbar ungünstigste ist. Für die österreichischen Diözesen wurde die Weisung des Papstes mit Recht noch einmal konkretisiert. Die durch das erste Pfingstfest geheiligte Zahl der „neun Tage“, der Nov en e zur Vorbereitung auf die Geistesherabkunft, ist auch das Maß, das jetzt den Katholiken Österreichs für die von jedem einzelnen zu leistende Konzilsarbeit gesetzt wurde. Daß es in vielen Fällen freiwillig überschritten wurde und überschritten wird, ist selbstverständlich gut und richtig.
Diese neun Tage, in die wir jetzt eingetreten sind, sollen aber wirklich für die Gesamtheit gelten. In ihrer Mitte steht nach dem Willen des Wiener Oberhirsen ein außerordentlicher Fasttag, der auf den 28. September fällt. An diesem Tag begeht die Kirche das Fest des böhmischen Landespatrons, Sankt Wenceslaus. Für uns Österreicher ein Anlaß, in besonderer Weise jener durch Jahrhunderte verbundenen Brüder und Schwestern hinter dem nahe liegenden Eisernen Vorhang zu gedenken, deren einzige Konzilsvorbereitung das Leiden und das stille Ertragen der zwar nicht mehr blutigen, aber im leisen Terror um so unerbittlicheren Verfolgung ist. Wir können nicht wissen, ob nicht dieses Opfer für den wahren Herrn dieser Kirchenversammlung von allen das wohlgefälligste sein wird. Unser Fasten soll an diesem Tage der Einung mit ihnen dienen. Längst, wissen wir — und ein bald auch in deutscher Sprache erscheinendes allgemein verständliches Werk des ' französischen Theologen P. Regamey wird es im einzelnen darlegen —. daß Fasten nicht nur formale NahruHgsenthaltuug oder gar nur Abstinenz vom Fleischgenuß bedeutet. Dieser Tag soll uns als ganze Menschen einfordern, uns für seine wenigen Stunden zum wirklichen Opfer für den Herrn und seine Kirche machen. Keine andere Aus-erwählung hat vor Gott Wohlgefallen und Bestand als jene, die sich in der, wenigstens dem Geist und Willen nach, vollzogenen totalen und rückhaltlosen Hingabe äußert. Für sie ist das Fasten der radikale und uns begrenzten Geschöpfen einzig zu Gebote stehende freiwillige Erweis.
Am Quatembermittwoch haben wir es aus dem Mund des Herrn gehört: Es gibt Dämonen, denen wir nur mit Fasten und Gebet beizukommen vermögen.
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