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Lombardi am Vortragstisch in Salzburg
Den Höhepunkt der Vorträge bildete zweifellos das Referat des Jesuitenpaters Lombardi zum Schluß der Tagung. In seiner Heimatsprache schilderte P. Lombardi seinen Werdegang, beginnend mit seinen ersten religionsphilosophischen Vorträgen vor Professoren und Studenten, der ersten Begegnung mit dem modernen Zeitgeist. Während sie sich an seiner Sicherheit freuten, lernte er von ihren Kreisen. Da die Hörerzahl zusehends wuchs und die Aulen der Universitäten zu klein wurden, gab der Heilige Vater die Erlaubnis, die Vorträge in den Theatern abzuhalten, mit dem Erfolg, daß bald auch die Theater nicht ausreichten und man auf der Straße Lautsprecher anbringen mußte. Schließlich sprach P. Lombardi direkt zu den Menschen auf den Straßen und freien Plätzen, zu einer Stadt, dann zu mehreren Städten, zu den Provinzen. In zwei Monaten wurde eine ganze Gegend in Bewegung gesetzt. Da das Radio wegen möglicher Störungen nicht benutzbar war, verband man Kirchen und freie Plätze über das Fernsprechnetz miteinander und stellte Lautsprecher auf. In Mailand wurden 14, in Turin 15, in Genua 51 Kirchen miteinander verbunden.
Den Grund für seine einzigartigen Erfolge, die er selbst als Phänomen be- zeichnete, sucht P. Lombardi nicht in seiner Rednerbegabung, die er nur mäßig nannte, sondern in der Tatsache, daß die Welt heute das Evangelium braucht, auch um ihre irdischen Probleme zu lösen, und das Volk darauf wartet, das Evangelium so verkündet zu hören wie es ist, ohne daß es den Zeitumständen angepaßt wird. Die dritte Erklärung gab P. Lombardi nur zögernd: sie liege darin, daß Christus selbst der Wirkende ist. Seine Aufgabe bestehe lediglich darin, sich in die Hände Mariens Zu geben, damit sie ihn lehre, in Jesus zu leben und seine Lehre zu verkündigen.
Fragen wir nun, was P. Lombardi den Massen sagt, so sind wir verblüfft über die Einfachheit seiner Erkenntnis und seiner Mittel. Im wesentlichen sind es drei Worte: Das Zeitalter Jesu muß kommen, der Weltkommunismus muß fallen. Damit das Reich Jesu komme, müssen wir uns bekehren. Das bedeutet für die Katholiken: Beicht und Kommunion, für die abgefallenen Christen Rückkehr zur Kirche, für die Nichtchristen die Taufe. Dann aber müssen wir auch etwas für da9 Reich Gottes tun,. Bei den Versammlungen werden Zettel verteilt, auf denen alle Möglichkeiten der katholischen Laienarbeit, aufgezählt sind, und die, Leute werden aufgefordert, ihren Namen aufzuschreiben, die gewünschte Arbeit zu bezeichnen und das Blatt an den Bischof zu senden.
P. Lombardi sieht sich drei Personenkreisen gegenüber: der erste Kreis ist die Masse, die er auf die eine und andere Weise anspricht, indem er diese und jene Richtung bis zu einem gewissen Grade und bis auf die Konsequenzen bejaht. Der zweite Kreis besteht aus denjenigen, die bereit sind zu arbeiten. Diese müssen vor allem ihre Eifersucht. aufeinander lassen. Die Dritten sind die verantwortlichen Leiter der Laienwerke und, der Priester, die auch, wenn sie Erfolg haben wollen, ihre läßlichen Sünden ver-. meiden und ihre Person völlig zurückstellen müssen, um ganz für das Reich Christi zu wirken.
- Der Fürsterzbischof schloß die bedeutungsvolle Tagung mit der Ausgabe der neuen Parole: „Die Welt für Christus!“ Die Verwirklichung dieses Wortes aber sei nur denkbar durch den Religionsunterricht, durch die katholische Schule, die katholische Volks- und Mittelsdiule und durch die katholische Universität.
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