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Die Kirche sucht sich selbst
Wir stehen mitten in der Aussprache über das Riesenschema „Kirche in der gegenwärtigen Welt“. Es umfaßt 83 Textseiten, mit den Erklärungen sogar 122. Darum bemerkte Bischof Bengsch von Berlin zu Recht: „Der letzte Text vom Ende der dritten Session ging an die Kommission zurück, weil er allzu kurz war. Der jetzige ist allzu lang, er ist ein ganzes Buch. Dabei hört man ständig Klagen, die Kommission habe zuwenig Zeit gehabt. Was hätte sie uns erst beschert, wenn sie noch mehr Zeit gehabt hätte?“
All dieses angehäufte Material wird der Bischofssynode, die der Papst inzwischen selber energisch vorantreibt, reichlich Arbeit geben. Es stellt sich tatsächlich jetzt schon heraus, daß die Synode um den Papst eine Verlängerung des Konzils darstellen wird. Sie wird mit anderen Leuten arbeiten können als der jetzigen verbrauchten Kommission und infolge ihrer geringeren Mitgliederzahl viel rascher zu arbeiten vermögen als das schwerfällige Riesenforum sämtlicher Bischöfe.
Es soll deshalb niemand verdrießen, wenn die Pastoralkonstitution ein sprachlich wie inhaltlich nicht befriedigendes Dokument sein wird. Es stellt ja erst Gehversuche dar, denn nie noch hat ein Konzil es unternommen, mit der Welt in ein Gespräch zu treten. Viele Bischöfe können ihr Unbehagen kaum verbergen. Schon am Titel „Pastoralkonstitution“ stoßen sie sich. Sie wollen lieber Konzilshirtenbrief sagen. Konstitution, meinen sie, sieht danach aus, als werde etwas von großer Bedeutung gesagt. Aber hier handelt es sich doch um eine Stellungnahme zu vergänglichen Zeiterscheinungen. Eben ja, meint dazu der Dominikanerpater Shelley, die Ereignisse sind für die Kirche von ungeheuerer Bedeutung, denn gerade in ihnen findet, nach einem Wort Papst Pauls VI., die Kirche sich selbst. Sie ist als der Leib des Mensch gewordenen Wortes Gottes so innig mit der Geschichte der Welt verbunden, daß sie ohne die Ereignisse gar nicht verstanden werden kann.
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