Uhr - © Foto: iStock / Vladislav Zolotov

Die Stunde: Taktschlag des Lebens, auch in der Literatur

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Die Stunde ist mehr als nur eine messbare Zeiteinheit. Als Metapher durchzieht sie die Weltliteratur, denn sie schlägt allen.

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Die Stunde ist mehr als nur eine messbare Zeiteinheit. Als Metapher durchzieht sie die Weltliteratur, denn sie schlägt allen.

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Bald ertönt wieder der Glockenschlag der Pummerin, um die erste Stunde eines neuen Jahres einzuläuten. Die wichtigste Bezugsgröße unserer ge- und bemessenen Zeit ist und bleibt die Stunde. Sie taktet unser Leben. Doch „Stunde“ ist ein elastischer Begriff. Selbst als chronometrische Größe kann sie von unterschiedlicher Dauer sein. So zählt eine Arzt- oder Unterrichtsstunde nur 45 Minuten. Die Unterteilung der Stunde in 60 Minuten geht auf das Zählsystem der Babylonier zurück.

Frankreich unternahm 1793 den Versuch, die Zeitrechnung auf das Dezimalsystem umzustellen, und ersetzte das gregorianische Kalendersystem durch den Republikanischen Kalender. Der teilte den Tag in zehn Stunden zu je hundert Minuten. Die Produktion neuer Zeitmesser erwies sich als technisch schwierig, der Widerstand von Wirtschaft und Gesellschaft als standhaft. Das Experiment währte zwei Jahre, 1795 wurde das Ende der heure révolutionnaire, der Revolutionsstunde, besiegelt.

Die Zählung der Stunden setzte im Lauf der Geschichte zu unterschiedlichen Tageszeiten ein, etwa zu Sonnenaufgang, zu Mittag bzw. zu Sonnenuntergang. Oder eben, wie heute, zu Mitternacht. Schlag zwölf. Der Glockenschlag markiert die Stunde akustisch. Zunächst, um die Mönche an ihre Gebetsstunden zu erinnern. Diese sogenannten Horen wurden auch in „Stundenbüchern“ festgehalten. Manch kostbare Ausgabe diente nicht nur als Medium der Andacht, sondern auch als Objekt der Repräsentation.

Mythologische Bedeutung

Der Begriff Horen hat zudem eine mythologische Bedeutung. Er bezeichnet die griechischen Göttinnen der Jahreszeiten. Es gab auch zwölf Stundengöttinnen. Sie verkörperten die zwölf Tageszeiten, und ihre Namen bezogen sich auf angemessene Aktivitäten zur jeweiligen Stunde. Die Säkularisierung der Zeitordnung brachte den Uhrturm in die Herzen der Städte. Die Zeitangabe war ab nun öffentlich und dank miniaturisierter Uhren bald auch im privaten Rahmen ablesbar.

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