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Beethoven-Konzerte

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Das „Internationale Kultur-und Bildungsinstitut“ (Akademisches Collegium musicum) veranstaltete drei Beethoven-Festkonzerte zum Geburtstag“ des Meisters. Im ersten spielten die Philharmoniker in kleiner Besetzung (4 Kontrabässe!) unter Rudolf Moralt die I. und VIII. Symphonie sowie die Prometheus-Ouvertüre und 12 Deutsche Tänze. Diese Auswahl — wohl nicht ohne Absicht getroffen — stellte den leichten, volkstümlichen Beethoven heraus, betonte also eine weniger wesentliche Seite des großen Meisters zugunsten einer Einheitlichkeit der Vortragsfolge, die mancher Musikfreund als etwas monoton empfunden haben mag. Gerade beim Vortrag dieser Werke aber ist es die Hauptaufgabe von Dirigent und Orchester, die anmutige Kan-tabilität der Einzelstimmen nicht zu vernachlässigen und den Akzent nicht zu ausschließlich auf das Rhythmisch-Tänzerische zu verlegen.

Im zweiten und dritten Konzert dirigierte Milo ivon Wawak das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester. Gründliche Probenarbeit scheint beiden Konzerten vorausgegangen zu sein, und Dirigent und Orchester waren mit schönem Eifer um die großen Werke bemüht. Hervorgehoben sei die Interpretation der III. und V. Symphonie — jener beiden Werke, in denen sich der Stil der Klassik am reinsten ausprägt und vollendet. Sie

sind so sehr zum inneren, unverlierbaren Besitz jedes Musikfreundes geworden, daß ihnen auch eine technisch nicht ganz einwandfreie Wiedergabe nicht ernsthaft zu schaden vermag. Einzelne Sätze, so zum Beispiel der Trauermarsch aus der „Eroica“ gelangen sehr gut. An Klangschönheit und Präzision hat das strebsame Orchester noch dazuzulernen* Jeder Musiker kennt die Imponderabilien eines Horneinsatzes. Aber, wenn sich die Unglücksfälle häufen und der Gesamteindruck gestört wird, muß wohl beim Spieler oder dem Instrument der Fehler gesucht werden.

Eine schöne und geschlossene Leistung bot Domkapellmeister Anton Lippe mit der Aufführung der Missa solemnis (Wiener Staatsopernchor, Wiener Symphoniker und die Solisten Irmgard Seefried, Rosette Anday, Anton Dermota und Herbert Alsen). In doppeltem Sinne sprengt diese Messe den liturgischen Rahmen: einmal rein äußerlich durch ihren Umfang, dann aber auch durch ihren Gehalt — als individuelles Bekenntnis, als dramatische Auseinandersetzung eines einzelnen, der sich in die Betrachtung der letzten Dinge versenkt und die Leidenschaft seiner religiösen Gesichte in Musik formt. Folgt der Dirigent diesem Grundzug des Werkes, so stößt er- über die

Grenzen der Kirchenmusik hinaus. Dämpft er zu stark ab, dann wird er Beethovens Werkstil nicht gerecht. Dieser stilistische Zwiespalt beeinträchtigt den Gesamteindruck jeder Aufführung der Missa von Beethoven. Unbedingt aber ist alles zu vermeiden, was den sakralen Charakter — auch einer konzertanten Aufführung — stört. Es wirkt ausgesprochen stillos, wenn sich zwischen dem Sanctus und Benedictus der Konzertmeister erhebt, um — einer Vortragspiece

gleich — das Präludium zum Benedictus vorzutragen. Hier verzichten wir lieber zugunsten des Gesamteindrucks auf einige klangvollere Töne der Solovioline. — Chor und Solisten entsprachen den hohen Anforderungen des Werkes. Ihr Zusammenwirken mit dem in diesem Werk fast gleich-widnigen Orchester verlief nicht immer ganz reibungslos. Den Orgelpart spielte — zuverlässige Stütze der Aufführung — Professor Karl Walter.

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