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Viel Spaß auf kleinen Bühnen

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Man soll die Jubiläen feiern, wie sie fallen: Zehn Jahre besteht das Theater D i e T r i b ü n e, und 30 Jahre ist es her, daß die oft zitierte klassische Kleinkunstbühne des Vorkriegs-Wien, nämlich „Literatur am Naschmarkt“, gegründet wurde. Die beiden markanten Termine, auf einen Nenner gebracht, ergaben die Szenenfolge „A. E. I. O. U.“, die „Naschmarkt“-Alt-meister Rudolf Weys eine „kabarettistische Kavalkade“ nennt. Reminiszenzen aus dem Goldenen Zeitalter in der alten Heimstatt bei der Secession und aus der silbernen Epoche des „Wiener Werkels“ wurden mit neuen Nummern verbunden, die im Landtmann-Keller ihre Uraufführung erleben. Locker gesponntn der rote Faden: Hans Wurst, Genius des Wienerischen Wesens, will mit det Zeit gehen, will sich surreal geben und erkennt zum Schluß, daß es dazu gar keiner Anstrengung bedarf, denn die Wiener waren eigentlich immer schon ein wenig über oder jenseits der Realität und werden es auch bleiben. In der „Literatur“, so erkennt man„ wurden in diesen unsicheren dreißiger Jahren nicht die Pfeile der Satire zum treffsicheren Schuß auf die dunklen Punkte der Zeit geschärft, es kam alles mehr aus dem Gemüt, in der Ahneareihe steht Raimund, nicht Nestroy. Die Szenenfolge „Pratermärchen“ mit ihrer Peripheriepoesie ist ein kleines Volksstück für sich, da weht die gleiche herbe Luft wie in Horväths „Geschichten aus dem Wienerwald“ und im „Liliom“. Oskar W i 11 n e r als Regisseur und die Mitwirkenden Karl Augustin, Norbert Kammil, Fritz Holzer, Georg Corten, Heinz Pet-ters, Elfriede Lutz und Lizzy Steiner machten diese kleine Wiener Kavalkade heiter-besinnlicher Betrachtung des eigenen Wesens zu einer reinen Freude. Brillant als Begleiterin am Klavier: Tilly K o n r a t h.

Dem Theater „Das Experi m e n t“ hat die Übersiedlung in das Palais Erzherzog Karl in der Annagasse sichtlich gut getan. Zum Vergnügen des Zuschauers werden bunte Seifenblasen kubiert und zur Potenz des Absurden erhoben: man spielt Ionesco, „Jakob und der Gehorsam“ und das Paradestück „Die kahle Sängerin“, und man spielt ihn richtig: närrisch, vertrackt, preziös und komisch pathetisch, abstrus und vor allem schwerelos, mit guten Regieeinfällen, die Niels Kopf zu danken sind.

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