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Viel Glück mit Shakespeare

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Frau Welt schlägt in diesem Jahr nicht hr Schaugerüst im Kolomanihof des Stiftes vlelk auf. Shakespeare ist Alleinregent der Melker Sommerspiele 1963 und ichwingt vor dem Barockpavillon des itiftsparks seinen bekränzten Zauberstab, rrung, Wirrung, toller Spuk und Mummen-ichanz läßt der Magier aus Stratford vor ins erstehen, verflicht mancherlei Blüten absonderlicher Färbung und Gestalt mit len unverwelklichen Blumen der Poesie md löst schließlich lächelnd die Knoten, üie er schürzte. Hinter Busch und Baum lauern die Waldgeister auf die Menschen, narren sie, verstricken 6ie in ihre Netze. Doch ist es Blendwerk nur, Spiegelung, aus den Dünsten des heißen Tages geboren wenn die Dämmerung sich senkt, Spiel ist !S nur und was euch bedrängte, verfliegt im Nu, ihr alle wißt's. Ein leiser Hauch von Dämonie, lind wie der Juliwind, weht aus den Gründen her und läßt Theseüs' Hochzeitsfackeln heller leuchten.

Wir sahen „Ein Sommernachtstraum“ und der Wettergott, dem selbst Oberon Untertan, war bei der Eröffnungsvorstellung den Elfen, den Höflingen Athens und den wackeren Handwerkern gnädig. Peter J a n i s c h, Doktor der Medizin und ehemaliger Reinhardt-Seminarist,

inszenierte die phantastische Komödie, die der sechsundzwanzigjährige Shakespeare seinem Freund Robert Essex als szenarische Huldigung zum Hochzeitsfest darbrachte.

als romantisches Zaubermärchen, in dem Raimunds dramatische Welt präfiguriert erscheint. Voll Munterkeit führt er den bunten Reigen der Gestalten. Will man die spielfreudigen Darsteller nennen, denen das Publikum animiert „mit gewog'nen Händen“ dankte, muß man füglich mit den freundljchen Beherrschern der Waldgeister beginnen: Ursula Schult, die Titania, ist eine gar schöne Salondame aus der Feenwelt, die, im Zauber befangen, für kurze Weil' an einem Esel Gefallen findet, was anderen Damen auch schon passiert sein soll, ohne daß Oberon die Hand im Spiel hatte, ihr alle wißt's. Voll Befriedigung sehen wir sie zu guter Letzt wieder mit dem markig-männlichen Elfenkönig — Michael T o o s t — versöhnt und vereint. Dem edlen Herzog Aladar K u n r a d und seiner Braut, der Amazone Hyppolita, Ilse R e i t m a i e r, alle schuldige Reverenz, den jungen Liebenden (Gotlinde R u p p, Barbara K h o 1, Dieter Klein, und Albert R o 1 a n t), die nach Pucks Possen, Herz zu Herz, zusammenfinden, unsere Sympathie.

Ihr braven Handwerksleute und Helden der „spaßhaften Tragödie“, trefflich, trefflich! Die Rolle des Meisters Peter Squenz paßt Heinz Grohmann wie sein Lederschurz. AIs Zettel-Pyramus ist Fritz Holzer in seinem Element. Auf dieses komödiantische Talent gebt wohl acht, der Holzer, so scheints, entwickelt sich zu einem echten Volksschauspieler. Gut gefistelt, Thisbe Fritz Lehmann! Wacker gebrüllt, Löwe Karl Dobrawsky I Aufs köstlichste beschließt Puck den Reigen. Der Name sagt alles: Helli S e r v i. Wir müssen uns wieder einmal selbst zu dieser Komikerin gratulieren.

Die Bühnenbildnerin Magda S t r e h 1 y wußte geschickt mit einigen stilisierten Versatzstücken den Zauberwald anzudeuten, mehr brauchte es nicht für das sommerliche Spiel vor dem Pavillon. Astrid S i x figuriert bescheiden als Kostümberaterin. Wohl beraten, in der Tat!

Bleibt nur noch — und nicht zuletzt — das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester unter Karl Österreicher zu nennen, das bereits bei der Eröffnungsfeier im Marmorsaal mit Mozart, Schubert und Haydn viel Beifall erntete und des Abends bei der Aufführung, hinter einer Hecke verborgen, den romantischen Reichtum von Mendelssohns Bühnenmusik voll ausschöpfte.

Shakespeare erwies sich wiedc als gute Wahl für die „kleinen“ Festspiele an der Donau. Es war eines Sommerabends ergötzliche Reise in den Traum.

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