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Es begann mit Grillparzer

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Das Linzer Landestheater eröffnete die Reihe der Schauspiele in dieser Spielzeit im großen Haus mit dem selten gespielten Drama Grillparzers „Ein treuer Diener seines Herr n“. Die Tragik des nur in seinen Hauptfiguren, aber nicht in deren Charakteren und Handlungen historischen Stückes liegt darin, daß sein unheldischer Held Bankban den blutigen Kampf auch für das Recht ablehnt und den Frieden über alles stellt. Diese Thematik, aber auch die Charakterisierung seines Gegenspielers, des Herzogs von Meran, muten geradezu modern an. Grillparzer schrieb für den ersten Darsteller dieser Rolle am Burgtheater, Ludwig Löwe, eine tiefenpsychologische Charakteranalyse, die seiner Zeit weit voraus eilt. Die Regie H. Kutschers ist werkgetreu und arbeitet die psychologischen Akzente heraus. Eine bessere sprachliche Betreuung wäre wünschenswert. W. v. H e b e n s t r e i t h, der auch dem Linzer Landestheater wieder fallweise zur Verfügung steht, ist ein vorbildlicher Bankban. Alexander Wagner als Herzog liegen zwar die Verse nicht, doch bietet er eine sehenswerte schauspielerische Leistung. Er steuert die schwierige Rolle im Sinne des Dichters zwischen den Klippen des Theaterbösewichtes und des Irren durch. Heribert Just ist ein würdiger König. Von den zahlreichen Mitwirkenden seien nur noch zwei neue Kräfte, Uta Wagner als Königin und Helga David als Erny, mit guten Leistungen erwähnt. Ein werkgerechtes Bühnenbild von W. P e r-d a c h e r und die musikalische Einrichtung von H. Tatzauer trugen zum Gelingen des Abends bei, den das vollbesetzte Haus durch starken Beifall würdigte.

Die Linzer Kammerspiele wurden mit dem literarisch wertlosen „Spiel zu zweit“ von William Gib s on eröffnet, einem amerikanischen Autor, der sich im Leben wie in der Literatur in verschiedensten Sparten versucht. Es ist eine lose Bilderfolge ohne dramatische Entwicklung, mit zwei Personen und zwei Hauptrequisiten. Sie heißen Gittel und Jerry; es sind dies ein Telephon und ein Bett. Nach endlos scheinenden Gesprächen, Streit und Geschmuse kommen beide zur Überzeugung, daß sie nicht 'zueinander gehören. Er kehrt zu seiner frisch geschiedenen Frau zurück. Sie will in Zukunft sich nicht mehr aus Laune oder Mitleid an Männer verschenken, sondern einem Mann in Liebe gehören. Mit dem moralischen Mäntelchen, beide hätten aus der Liebelei viel gelernt, schließt das langatmige, dürftige Stück. Zur Inszenierung dieser Belanglosigkeit holte man aus Deutschland Dr. Christian Mettin. Zwei neu engagierte Kräfte, Helga David und Peter Schratt, beide aus Wien, mühen sich redlich, doch reicht ihre Kraft nicht aus, lediglich durch ihr Spiel das Interesse der Zuschauer wachzuhalten.

Ebenfalls aus Wien, direkt aus dem Reinhardt-Seminar, kam Brigitte Stefan, die in dem in die neue Spielzeit über-: nommenen netten Lustspiel ,iP a t s y“, von -Barry C o. n n e r s, frisch und natürlich mit ausgezeichnetem Erfolg die Titelrolle spielt. Die Aufführung gewinnt dadurch mehr Leben.

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