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Grillparzer, Raimund, Euripides

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Das Linzer Landestheater brachte in kurzer Abfolge zwei Stücke österreichische! Klassiker zur Aufführung: Franz Grillparzers Versdrama „D e s Meeres und der Liebe Wellen“ ist mehr österreichisch und romantisch als antik. Es war das erste Drama, das seinem Dichter im gesamten deutschen Sprach- raum uneingeschränktes Lob einbrachte. Doch zeigte schon die Uraufführung im Burgtheater, daß es einer richtigen Besetzung bedarf. Diese fehlte in Linz. Nachdem die Aufführung einmal verschoben und knapp vor der Premiere umbesetzt wurde,’ gab es zum Schluß Unstimmigkeiten zwischen Regisseur und Bühnenbildner. so daß die Aufführung unausgegoren wirkte. Das Bühnenbild von Heinz Köttel war zu wuchtig, um eine Einstimmung auf die Liebeslyrik des Dramas zu ermöglichen. Von der Regie Gustav Dieffenbachers war wenig zu merken. Da auch die Besetzung nicht den Erfordernissen des Dramas noch den Möglichkeiten des Linzer Ensembles entsprach, kam es zu einer flauen Aufführung.

Nicht viel besser stand es um Ra i- m u n d s Zauberspiel „Moisasurs Zauberfluch“. Nach der glanzvollen Aufführung im Burgtheater, die in der „Furche" bereits gewürdigt wurde, sah man der Linzer Aufführung mit Interesse entgegen. Zwar nahm man die Aufführung nicht so leicht wie früher in ähnlichen Fällen. Man ging damit ins große Haus, scheute auch nicht gewisse Aufwendungen für die Ausstattung, verschaffte sich sogar vom Wiener Stadtarchiv die Originalkomposition der Uraufführung von Philipp Jakob Riotte. Doch war die Regie Doktor Alfred Walters recht einfallslos und versuchte Raimund durch einen antiquier- ten Regiestil gerecht zu werden. Die wirkte sich auch auf die Choreographie aus. Selbst für den hochtalentierten Bühnenbildner Heinz Bruno G a 11 e e bedeutete es eine Hemmung Dazu kam die für Linz schon fast übliche Fehlbesetzung. Wählte das Burgtheater für den Genius der Tugend einen seiner besten Sprecher, Albin Skoda, besetzte man in Linz die Rolle mit einer mittelmäßigen Operettensängerin. Wenn auch daneben einige gute Kräfte eingesetzt waren, erzielte die Aufführung dieses an sich nicht sehr bühnenwirksamen Stückes nicht die wünschenswerte Resonanz.

Hingegen verdient eine überraschend gute Aufführung der „T r o e r i n n e n" von Euripides in der Übersetzung von Franz Werfel über Oberösterreich hinaus Beachtung, wenn es sich auch um das Spiel einer Schulbühne in Ried (Innkreis) handelt. Selten wird man selbst auf guten Berufsbühnen Chöre so vollendet agieren sehen wie dort unter der ausgezeichneten Regie von Prof. Dr. A. Etz. Trotz der Bewegtheit des chorischen Dialogs gelang eine völlige Harmonisierung von Wort und Gebärde; die Bewegungen waren gelöst und voll Ebenmaß, die Sätze wie von einem Mund gesprochen Siegrid Kroisamer als Hekuba gab mit sonorer Altstimme den Versen eine Ausdruckskraft, wie man sie von einer 16jährigen’ Mittelschülerin nicht erwarten konnte. Erreichten die übrigen Mitwirkenden wohl nicht die gleiche Intensität und Ausgeglichenheit des Spieles, kam es doch zu einer guten und starken Ensembleleistung und zu einem tiefen Eindruck auf die zahlreichen Zuschauer.

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