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„Arbeiterpriester“

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I „Ajheiterpriester“ von Helmut Schwarz ist ein sehr gescheites Stück. Man merkt die Formulierung , der .Probleme der „Mission de Paris“ sehr genävK Die Probleme jenes Experimentes junger enthusiastischer Priester und Seminaristen, die unerkannt in die Industriebezirke und Hafenviertel auszogen, um als Gleiche unter den Arbeitern zu leben und ihnen das Wort Gottes in ihre Slums zu tragen. Er kennt die Problematik dieses Unterfangens, den zündenden Funken, der die Missionare ihr tapferes Werk vollbringen ließ, die Anfechtungen, denen die emzeJnen Arbeiterpriester jm direkten Kontakt mit den Lockungen und Gefahren des Lebens ausgesetzt waren, und die-Gefahren für das Prestige der Kirche, als di kommunistischen Gewerkschaften den Arbeiterpriesterorden geschickt für ihre Zwecke auszunützen verstanden.

Helmut Schwarz versteht es, uns Argument und Gegenargument in packender, dramatischer Form und real lebendig zu demonstrieren, er verbindet seine Auseinandersetzung der Glaubenssätze mit der Praxis des kraftvollen Lebens. Den prinzipiellen Konflikt erläutert er mit Fleisch und Blut, mit dem menschlichen Glauben und den menschlichen Konflikten so eines jungen Priesters, angesichts des Wunsches, seine ArBiiterkämeraden auch im Streik und Aufruhr zu unterstützen — als Priester, um ihr Vertrauen zu gewinnen, und als Mensch —, weil er mit ihnen fühlt. Die heiße Auseinandersetzung der Subordination und des eitlen, in allzu menschlichem Blickfeld Ver-harrens an dem Recht der lauteren Aufgabe. Probleme des edlen, stürmischen Dranges und dem starren Konzept einer weltweiten Instanz, religiöse, politische und soziale Fragen sind das brennende Thema.

Ein starkes dramatisches Geschehen, dieses Stück und doch kein gut gebautes Theaterstück in engerem Sinn. Helmut Schwarz ist sichtlich bestrebt, seinem .. \rbeiterpriester“ zwei Ebenen zu geben: eines der il'strakten Auseinandersetzung und eines des praktischen Lebens. Die Verschmelzung beider sollte das dramatische Kraftfeld geben. Was ihm thematisch glänzend gelang, gelang technisch nicht ganz. Eine szenische Verschmelzung kam nicht zustande.

Die geglückte Aufführung im Theater die Tribüne ist die Summe des wuchtigen Lebens, das Schwarz seinen Figuren gab, des ausgezeichneten, nuancenreichen und packenden Spiels von Peter Weihs, der profilierten, nur an den technischen Ungereimtheiten des Stückes krankenden Regie (Harald D u b s k y) und sehr guter schauspielerischer Leistungen Karl M i t t n e r s, Brigitte Köhlers, Norbert Kamils. Guido Trugers, Karl Fochlers, Herbert Kerstens und Joe Trummers. Entsprechend in kleineren Rollen: Hans Brand. Emil Feldmar. Karl Müller und Kurt Radlecker. Bühnenbild- Tnssf Brun.

Paul B 1 a h a

Beim Begräbnis dreier österreichischer Einakter im Schönbrunner Schloßtheater trauerten: Dichter, Schauspielschüler • des Reinhardt-Seminars und -Zuschauer. Weder das „M ose s“-Fragment von Wildgans, noch „Das schöne Gretchen“ von Rudolf Holzer, noch „Der Schläfer im Wald“ von Felix Braun war dem derzeitigen Können der Seminaristen angemessen. Die Aufgaben hatte man zu hoch angesetzt.

Anders schätzte die Leitung der Schauspielschule des Konservatoriums für Musik in Bern seinen Nachwuchs ein, der als Revanche für einen Besuch des Reinhardt-Seminars in Schönbrunn mit Goldonis „F ä c h e r“ gastierte. Gute Ensembleleistung,' geschickte Disposition des Agierenden im Bühnenraum — und vor allem die Regie ließ sich etwas einfallen (Pantomime vor Aktbeginn).

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