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Ionescos satirische Revolte

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„Impromptu“ und „Das Gemälde“, zwei Farcen von Eugene I o n e s c o, die unter Anrechnung der Pause notdürftig einen Abend füllen. „Theaterabend“ wäre entschieden zuviel gesagt, denn mit dem Theater im üblichen Sinne will Ionesco nichts zu tun haben. Ihm schwebt eine Bühne der reinen Aktion vor/ die das Leben, die Welt, die Tragik und Dramatik verzerrt und ins Paradoxe abdrängt, abstrahiert und reduziert, so daß die bloße, karikierte, essentielle Situation des in Widersprüchen verstrickten Menschen demonstriert werde, der nicht weiß (oder besser: der es vergessen hat), wozu das alles, was er tut, wohl gut sein soll. Ionescos Mittel sind die radikale Clownerie und die Gags des Kabaretts; halb komischdrastische Burleske um die Konventionen und die — wie er es nennt: „entgötterte Welt“ zu kritisieren, halb intellektuell-satirische Revolte gegen das eigene entleerte Innenleben. Trotz des dramaturgischen „Minimalprogramms“ ist ein Fragmenttheater ziemlich schwer zu interpretieren; es verlangt großartige Schauspieler, es verlangt hinreißende Clowns. Das aber ist vom „Kaleidoskop“ denn doch zu viel verlangt. Wir sehen gute Leistungen von Peter G ö 11 e r, Georg Co r t e n, Herbert L e d e r e r, die bei aller Ambition und bei allem ihrem parodistischen Talent ziemlich überfordert sind.

„Verdunkelung“, ein dramatisches Erstlingswerk der Oesterreicherin Erika Mitterer im Theater der Courage: Gute, ambitionierte und lobenswerte Handwerksarbeit in Versen und dramaturgisch geschickt gefügten vier Akten. Die Handlung — ein tragisches Familienschicksal konfrontiert uns mit der jüngst vergangenen zwölfjährig-tausendjährigen Epoche der Brutalität, der rassischen Verfolgung, der menschlichen Verirrun-g — ist ebenso erschütternd, wie die Wahl des Stoffes zu begrüßen. Doch bei allem zweifellos vorhandenen Talent und (was fast noch mehr wiegt) bei aller Ehrlichkeit, die hier bemüht am Werke war, fehlt zuweilen die Kraft der Aussage, fehlt jener dramatische Impuls, der aus einem Rollenbuch ein echtes, erschütterndes Theater macht und aus den Rollen Menschen und aus ihren Dialogen die vitale Sprache des Konflikts. In der knappen, schlichten Inszenierung Edwin Z b o n e k s bieten vor allem Kurt M e j s t r i k, Gudrun E r-f u r t h, mit einigem Abstand Christine Storm, Raimund Kuchar, Franz Haas, Roswitha Posselt und Eiße Harbich profilierte Charaktere.

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