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Brennpunkt Südtirol

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European Pete* T r e a t i e s after World War II („Europäische Friedensverträge nach dem zweiten Weltkrieg“), redigiert von Amelia C. L e i s s, in Zusammenarbeit mit Raymond D e n n e t. Herausgegeben von der World Peacc Foundation

Das vorliegende Buch enthält den vollständigen Text der Alliierten-Friedensverträge mit Italien, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Finnland sowie eine recht ausführliche, gut dokumentierte Darstellung der Vorverhandlungen. Dem österreichischen Leser wird das Kapitel über den italienischen Friedensvertrag besonders interessieren. Der Verlauf der Verhandlungen über Triest zeigt, daß man auf westlicher Seite gar kein positives Programm besaß und sich daher nur auf eine Abwehr'der von Rußland unterstützten jugoslawischen Ansprüche beschränkte. Diese Situation konnte die geschickte italienische Diplomatie ausnützen, um Gebietsabtretungen auf das unumgängliche Minimum einzuschränken. Jugoslawiens Forderungen nach Tarvis und Görz blieben unerfüllt. Das Schicksal Südtirols wurde weitgehend durch die negative amerikanische Haltung bestimmt. In den internen Diskussionen innerhalb der höheren Funktionäre des State Department unterlagen die Freunde Südtirols gegenüber jenen Kräften, die Italien als unentbehrliche Stütze der amerikanischen Europapolitik betrachteten. Schon während der Londoner Außenmmisterkönferehz im September 1945 wurde ein Vorschlag der Vereinigten Staaten einstimmig angenommen, demgemäß die italienische Grenze unverändert bleiben sollte, abgesehen von minimalen Berichtigungen zugunsten Oesterreichs, .lieber russischen Wunsch wurde jedoch die Wiener Regierung von diesem Beschluß nicht informiert. Deshalb verlangte Oesterreich während der Pariser Friedens-. konferenz im Juni 1946 zuerst das gesamte deutschsprachige Südtirol bis zur Klause,von Salurn; nachdem aber die , .österreichische Delegation bei der, Friedenskonferenz, von dem Septemberbeschluß in Kenntnis gesetzt, worden war, unterbreitete sie einen auf das Pustertal begrenzten Vorschlag zur Grenzberichtigung. Die Diplomatender Vereinigten Staaten und Großbritanniens hatten inzwischen die summarische Ablehnung der, österreichischen Forderungen bereut, aber sie seien von dem Ausmaß der wirtschaftlichen Interessen Italiens an den Südtiroler Kraftwerken „stark beeindruckt“ gewesen. Zuletzt verlangte Oesterreich, daß ein eventuelles österreichisch-italienisches Abkommen über die Behandlung der Deutsch, und Ladinisch sprechenden Minderheit in Südtiröl nicht nur vom guten Willen.Italiens,

abhängen solle, sondern durch eine internationale Garantie unterbaut werde. Besonders verlangte Oesterreich die Eindämmung der italienischen Unterwanderung nach Südtirol. Verschiedene Beobachter an der Friedenskonferenz spürten bereits bei einigen Delegierten, besonders denen Großbritanniens, eine gewisse Absicht, die Grenzfrage doch noch einmal aufzurollen, . jedoch das italienisch-österreichische Abkommen, bekannt als das „De-Gasperi-Gruber“-

Abkommen, würde als hinreichende Sicherung Südtirols betrachtet.

Unter den militärischen Klauseln der im vollständigen Text abgedruckten Friedensverträge findet man etliche Bestimmungen, die auch im österreichischen Staatsvertrag wieder aufgetaucht sind, z. B. das Verbot, Unterseeboote zu besitzen (für Oesterreich besonders wichtig!?), einschränkende Bestimmungen für Landungsfahrzeuge und Amphibienpanzer (special assault craft) usw. Das Buch kann als wertvoller Studienbehelf jedem Historiker, Staatsrechtler und Politiker empfohlen werden.

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