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Friedensversuche im ersten Weltkrieg

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Die vorliegende Untersuchung behandelt die Friedensbemühungen im ersten Weltkrieg im. Zeitraum zwischen dem 18. Oktober 1916 uni dem 1. Februar 1917. Der Mittelpunkt der Anstrengungen war die Note der Mittelmächte vom 12. Dezember 1916, in der die Regierungen der Entente zu Friedensverhandlungen eingeladen wurden. Die Grundlage der Vorschläge sollten allgemeine Prinzipien sein, die das Dasein, die Ehre und die Entwicklungsfreiheit der Völker zu sichern hatten. Sechs Tage später erließ der. Präsident Wilson an alle kriegführenden Mächte eine Note, in- der er die Konkretisierung der Bedingungen verlangte. Aber von Seiten der Entente wurde Mißtrauen gegenüber den Friedensvorschlägen der Mittelmächte geäußert und diese als nicht ernst gemeinte Kundgebung gewertet. Steglich versucht, durch Heranziehung der diplomatischen Akten, vor . allem des deutschen und des österreichisch-ungarischen Außenamtes, die Problematik dieses Friedensschrittes zu klären. Tatsächlich stand das Angebot der Mittelmächte im Schatten der Polenproklamation, des sich vorbereitenden uneingeschränkten U-Boot-Krieges und letzten Endes aber auch des Thronwechsels in Oesterreich- Ungarn. Der Verfasser glaubt, daß die gesamten Bemühungen nur unter dem Blickwinkel der Bündnissicherung oder des Verständigungsfriedens gesehen werden können. Es kommt deutlich bei ihm zum Ausdruck, daß bei einer notwendigen Solidarität das Verbündeten Deutschland die Freiheit über die Weiterführung oder Einstellung des Krieges nicht aus der Hand geben konnte (S. 131). Besonders bedenklich sind seine Ausführungen über die Hauptlast des Kampfes. Er glaubt, daß sie an allen wichtigen Fronten bei dem deutschen Verbündeten lag, als ob der Opfergang Oesterreich-Ungarns 1914/15 im Osten, aber auch die heldenhafte Behauptung gegenüber Italien durch die Truppen der Habsburgermonarchie in keinem Vergleich gestanden wäre zu den vergeblichen Anstrengungen der deutschen Truppen im Westen. Wenn man dazu noch die in der Festschrift für Heinrich Benedikt durch den Aufsatz von Paul R. Sweet „Germany, Austria-Hungary and Mitteleuropa” veröffentlichte Denkschrift von General Falkenhayn über die Zukunft Mitteleuropas aus dem Jahre 1915 heranzieht, so sieht man, daß die deutsche Politik auf eine teilweise Aufgabe der österreichischen Souveränität zielte (Festschrift für Heinrich Benedikt, Wien 1957, S. 192). Die ähnliche Tendenz findet sich auch in den verschiedenen Verhandlungen vor und nach dem Friedensangebot des 12. Dezember 1916 zwischen Wien und Berlin. .Als Antwort auf die Note Wilsons begannen die Kriegszielerörterungen unter dem starken Einfluß der deutschen obersten Heeresleitung und des Admiralstabes mit dem Kriegszielplan Hindenburgs vom 23. Dezember: Grenzkorrekturen im Westen gegenüber Luxemburg, Belgien und gegenüber dem neuzugründenden Polen mit einer Art Sicherheitsgürtel, ferner Kolonialziele, die auf ein deutschmittelafrikanisches Reich hindrängten. Die österreichischen Belange treten dabei stark zurück, beschränken sich auf Grenzkorrekturen gegen Serbien, Montenegro und Rumänien, alles theoretische Erörterungen zwischen Wien und Berlin, die durch den Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges hinfällig wurden. Der Verfasser hat eine der schwierigsten Fragen der politischen Geschichte des ersten Weltkrieges aufgegriffen und sich dabei redlich bemüht; allerdings war 1916 trotz der scheinbaren Faustpfandtheorie der Militärs und Diplomaten schon der Höhepunkt des ersten Weltkrieges erreicht, und nur noch durch Eingehen auf eine ehrliche Friedenskonzeption ohne Sieger und Besiegte ein Gespräch möglich, wie dies übrigens Kaiser Karl ganz richtig erkannt hat, ohne mit seinen Bemühungen durchdringen zu können.

DREI BEFEHLSHEFTE DES INNSBRUCKER PLATZKOMMANDOS VOM JAHRE 1809. Von Dr. Karl Schadelbaier. Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Innsbruck, Nr. 16, Innsbruck 1958. Verlag des Stadtmagistrates. 35 Seiten.

Unter dąn vielen kleinen Bausteinen zur Geschichte der Tiroler Erhebung von 1809 sollte Schadeibauers verdienstvolle Herausgabe der Befehlshefte des Innsbrucker Platzkommandos nicht übersehen werden. Die Originale der Hefte befinden sich im Friedberger Schloßarchiv, dessen Eigentümer, Doktor Oswald Gr. Trapp, die Bewilligung zum Abdruck erteilt hat. Es handelt sich um 89 Eintragungen des Platzkommandos aus der Zeit vom 19. April bis zum 18. Juni 1809, also aus den ersten Auf Standswochen, ergänzt durch Tagesrapporte des Militärfeldspitals in Innsbruck. Aus den Adressaten — Magistrate, Gerichte, Landesverteidigungsdeputationen, Polizeistellen, Militärdienststellen bis zu den Generalen Chasteler und Buol und bis zum Hofkriegsrat — geht das vielseitige Wirken des Platzkommandos deutlich hervor. Die Publikation ist ein neuer Beweis dafür, daß Landqs-, Gemeinde- und Familienarchive noch wertvollste, bisher unbekannte Quellen zur Militärgeschichte enthalten, darüber hinaus wird auch die Familienforschung erfreulich bereichert, enthält doch das Namensregister nahezu 100 Namen aus allen Bevölkerungsschichten. Manche Leser werden vielleicht eine ganz kurze historische Einführung in die Gesamtlage vom April 1809 wie auch einen biographischen Hinweis auf den Platzkommandanten, den Freiherrn von Lochau, vermissen. Zu des Letzteren Lebensgeschichte können wir beisteuern, daß Baron Viktor Lochau als Sohn eines preußischen Majors in der k. k. Ingenieur-Akademie zu Wien seine Erziehung erhalten hat und 1783 als ISjähriger Kadett dem österreichischen Infanterieregiment 18 zugeteilt wurde. In der Ingenieur-Akademie war er Jahrgangskamerad des Verteidigers des. Grazer Schloßberges, des späteren Obersten Hackher. zu Hart, und des nachmaligen Feldzeugmeisters von Martonitz, in dessen Hause Anna Plochl in die gesellschaftlichen Bräuche der Armee eingeführt worden ist.

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