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Exportorientierte ELIN

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Eine möglichst hohe Ausfuhr lohnintensiver Fertigerzeugnisse ist für Österreich von besonderer Bedeutung. Hiezu zählen unter anderem elektrische Maschinen und Apparate. Im Hinblick auf das große Interesse, welches der Exportsteigerung von allen Seiten entgegengebracht wird, veröffentlichen wir im nachstehenden einen Artikel, welcher einen Einblick in die erfolgreiche Exporttätigkeit der ELIN vermittelt. Trotz ihrer starken Inanspruchnahme beim Ausbau der österreichischen Energiewirtschaft gelang es ihr, schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit die alte Position auf dem Weltmärkte wieder herzustellen beziehungsweise auszubauen und so einen wertvollen Beitrag zur Gesundung der österreichischen Wirtschaft zu leisten. (Die Redaktion.)

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Eine möglichst hohe Ausfuhr lohnintensiver Fertigerzeugnisse ist für Österreich von besonderer Bedeutung. Hiezu zählen unter anderem elektrische Maschinen und Apparate. Im Hinblick auf das große Interesse, welches der Exportsteigerung von allen Seiten entgegengebracht wird, veröffentlichen wir im nachstehenden einen Artikel, welcher einen Einblick in die erfolgreiche Exporttätigkeit der ELIN vermittelt. Trotz ihrer starken Inanspruchnahme beim Ausbau der österreichischen Energiewirtschaft gelang es ihr, schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit die alte Position auf dem Weltmärkte wieder herzustellen beziehungsweise auszubauen und so einen wertvollen Beitrag zur Gesundung der österreichischen Wirtschaft zu leisten. (Die Redaktion.)

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Schon in der Ersten Republik zählte die ELIN zu den führenden, am Export ihrer eigenen Erzeugnisse interessierten Firmen der österreichischen Finalindustrie. Die Verkleinerung des Binnenmarktes von dem eines 50-Millionen-Reiches ausgeglichener Wirtschaftsstruktur auf den nicht genügend aufnahmsfähigen Markt eines durch die Kriegsfolgen verarmten 7-Mil- lionen-Kleinstaates führte bereits Anfang der zwanziger Jahre zu einer Ausweitung des Geschäftes in das nahe und ferne Ausland. Der Elektrifizierungsgrad Österreichs war damals noch niedrig, betrug doch 1918 die Stromverbrauchsquote pro

Kopf und Jahr nur 260 kWh gegenüber 365 kWh im Jahre 1937 und 950 kWh im Jahre 1951. Der in diesen Jahren zunächst mit großem Elan aufgenommene Ausbau österreichischer Wasserkräfte, die teilweise Elektrifizierung wichtiger Strecken der österreichischen Bundesbahnen und nicht zuletzt die immer stärkere Elektrifizierung von Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft boten reichliche Arbeitsmöglichkeiten, die allerdings später mit Beginn der Weltwirtschaftskrise immer geringer wurden. Dennoch war der Auftragseingang angesichts einer starken, zum Teil dein benach-barten Auslande affiliierten Konkurrenz für die volle Ausnutzung der Produk- tionsstätten ungenügend. Mehr und mehr mußte daher der Export die fehlenden Arbeitsmöglichkeiten des Inlandes ersehen. Als natürliche Handelspartner kamen zur Zeit der ersten Expansionsbestrebungen vor allem die Nachfolgestaaten der österreichisch - ungarischen Monarchie und die südosteuropäischen Länder in Betracht. Alle diese Länder waien, mit Ausnahme der Tschechoslowakei, nur verhältnismäßig wenig oder gar nicht industrialisiert, so daß sich hier interessante Exportmöglichkeiten boten. Darüber hinaus wurde aber auch der Export nach West- und Nordeuropa aufgenommen und erfolgreiche Verbindungen mit überseeischen Märkten her- gestellt. Insbesondere waren es die zu dieser Zeit von der ELIN entwickelten Querfeld - Lichtbogen - Schweißumformer und die in Stahlbauweise hergestellten Elektromotoren, welche den Namen der ELIN in alle Welt trugen; später wurden auch Bahnmotoren, komplette elektrische Lokomotiven, Quecksilberdampf-Gleichrichter und sonstige Geräte exportiert, die teils nach eigenen Patenten, teils nach Lizenzen gebaut wurden. In jahrelanger, mühevoller Arbeit wurde eine nahezu die ganze Welt umspannende Verkaufsorganisation geschaffen, die zu den besten Erwartungen berechtigte. Ihre Bewährungsprobe legte sie in den dreißiger Jahren ab, wo sie während der damaligen Depression der Weltwirtschaft das Durchhalten ermöglichte. Damals wurden bis zu 70 Prozent des gesamten Erzeugungsvolumens exportiert. Das Jahr 1938 setzte dieser Entwicklung ein jähes Ende. Der bald darauf ausgebrochene zweite Weltkrieg machte ein weiteres Überseegeschäft unmöglich. Aber auch die Exporte in die europäischen Länder litten mehr und mehr unter den Kriegseinwirkungen, bis sie schließlich nahezu aufhörten.

Bald nach dem Ende dieses Krieges wurde an den Wiederaufbau der Exportorganisation unter Voraussetzungen geschritten, die sich von denen früherer Jahre wesentlich unterschieden. War in der Zeit vor dem Jahre 1938 der Export kleinerer Maschinen und Transformatoren vorherrschend, so brachten die während des Krieges in vielen Ländern erfolgte Industrialisierung und der nach dem Kriege in den Ostländern aufgenommene forcierte Ausbau der industriellen Produktion einen erheblichen Strukturwandel mit sich. Heute stehen große elektrische Maschinen und Transformatoren im Vordergrund, ohne daß aber etwa das Exportgeschäft mit Schweiß- maschinen, elektrischen Schaltgeräten, elektromedizinischen Apparaten usw. ohne Bedeutung wäre. In diesem Strukturwandel spiegelt sich zum Teil auch der in den letzten Jahrzehnten gewaltig angestiegene Strombedarf, welcher auf dem Sektor der Energiewirtschaft zu immer größeren Einheiten führt. Das zweite erfreuliche Kennzeichen des heutigen Exportgeschäftes ist, daß in der Reihe der Bezugsländer nunmehr Staaten aufscheinen, die früher gar nicht oder in anderer Hinsicht als Abnehmer vorhanden waren. Als eine der erfreulichsten Tatsachen darf die erfolgreiche Aufnahme des

Exportgeschäftes nach den

USA bezeichnet werden, von wo nach jahrelangen, von manchen Seiten als aussichtslos und verlustreich bezeichneten Bemühungen bedeutende Aufträge an Großtransformatoren, aber auch Schweißmaschinen hereingebracht werden konnten. Allein in den vergangenen Monaten wurden Transformatoren mit einer Gesamtleistung von 3 5 0000 kVA für Spannungen bis zu 23 0.0 00 Volt bestellt. Zu einem- Großabnehmer entwickelte sich auch Australien, welches in relativ kurzer Zeit 43 Transformatoren mit einer Gesamtleistung von zirka 290.000 kVA in Auftrag gab. Sehr erfreulich ist die Entwicklung des Geschäftes mit den nordeuropäischen Ländern, wobei insbesondere Schweden und Finnland an erster Stelle zu nennen sind. Bedeutende Aufträge an großen Transformatoren und an Wasserkraftgeneratoren im Gesamtwerte von weit über eine Million Dollar wurden allein von diesen Ländern im vergangenen und heurigen Jahre der ELIN erteilt. Neben diesen Ländern figuriert auch Polen als wichtiger Abnehmer, dessen Kohlenlieferungen an Österreich bekanntlich die Grundlage des österreichisch-polnischen Handelsverkehrs bilden. Zu einem wichtigen Ge schäft.spartner ist Jugoslawien geworden, dessen Elektrifizierung stark vorangetrieben wird. Zahlreiche Aufträge auf Groß-Transformatoren und -Generatoren sind noch in Arbeit, bedeutende Lieferungen wurden bereits bewerkstelligt. Gute Ansätze zeigt auch das Geschäft mit den mittel- und südamerikanischen Staaten, wenngleich sich hier zum Teil Wünsche nach längerer Kreditierung unangenehm bemerkbar machen und eine stärkere Exportfinanzierung seitens des Bundes wünschenswert erscheinen lassen.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Export in den nächsten Jahren noch stärker an Bedeutung gewinnen wird. Die Kapitalsarmut Österreichs wie auch die Notwendigkeit einer aus Gründen einer ökonomischen Betriebsführung und im Hinblick auf die wünschenswerte Vollbeschäftigung möglichst restlosen Ausnützung der Werksk.apazität führen von selbst zu einer intensiven Tätigkeit auf dem Exportsektor, deren Schwierigkeiten keineswegs unterschätzt werden dürfen. Die unausgeglichene Weltlage, unvermutete Einfuhrrestriktionen oder -verböte, Zollerhöhungen, Wechselkursschwierigkeiten, Konkurrenzeinflüsse, Finanzierungswünsche und dergleichen mehr zwingen daher zu einer weltumspannenden Verkaufstätigkeit und zu einer Vielfalt des Erzeugungsprogrammes, deren Kosten und Risken nur durch ein entsprechendes Auftragsvolumen kompensiert werden können. Um so mehr müssen die bisherigen großen Exporterfolge beachtet werden, die nur durch eine straffe, von der Zentrale des Unternehmens aus geleitete Verkaufsorganisation und durch intensiven Kontakt mit der Kundschaft erzielt werden konnten.

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