ärztin - © Foto: iStock / PeopleImages

Die Ärztinnen sind krank

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Spitäler sind überlastet, die Ärztekammer droht mit Streiks noch vor dem Sommer. Zwischen Debatten um Wertewandel und die Work-Life-Balance sind Mediziner(innen) von einem erhöhten Suizidrisiko betroffen.

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Spitäler sind überlastet, die Ärztekammer droht mit Streiks noch vor dem Sommer. Zwischen Debatten um Wertewandel und die Work-Life-Balance sind Mediziner(innen) von einem erhöhten Suizidrisiko betroffen.

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„Ich wollte immer etwas werden, bei dem ich lernen und helfen kann“, sagt Rosa Maria Ernst. Denn das Lernen sei ihr stets leicht gefallen und das Helfen habe sie schlichtweg als ihre Aufgabe erkannt – schon mit 14 Jahren, als sie fernab vom Bauernhof ihrer Eltern in einem Internat in der Stadt gewohnt hat. Dort habe sie die Berge ihrer Kindheit vermisst, also wollte sie ihren künftigen Job am Land ansiedeln. „Da sind eigentlich nur die Berufe Priester oder Arzt übrig geblieben. Und Priester war ausgeschlossen“, sagt die heute 63-Jährige lachend.

Seit 18 Jahren arbeitet Rosa Maria Ernst als praktische Ärztin in ihrer eigenen Praxis in Ottendorf, in der Steiermark. Zuvor war sie Amtsärztin. Dass sie sich diesen Job ganz ohne Unterstützung aus dem Elternhaus erarbeitet hat, ist ihr ganzer Stolz. Doch Ernst arbeitet in einem Beruf, der auszusterben scheint

„In Österreich gibt es kein quantitatives, sehr wohl aber ein qualitatives Problem“, sagt Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, im April dieses Jahres bei einem Pressegespräch zum aktuellen Ärztemangel. Mit einem Schnitt von 5,5 Ärzten pro tausend Einwohnern belegt Österreich zwar einen Spitzenwert unter den OECD-Ländern, jedoch kommen die Zahlen mit Verzerrungen: Zum einen werden Turnusärzte, also Mediziner, die noch in Ausbildung sind, mitgezählt, zum anderen wird missachtet, dass viele der gezählten Ärzte nur in Teilzeit arbeiten.

Unleistbare Untersuchungen

Immer weniger Allgemeinmediziner arbeiten am Land, doch auch im urbanen Raum besteht Sorge um die gesundheitliche Versorgung. 48 Prozent der Ärztinnen und Ärzte erreichen innerhalb der nächsten zehn Jahre das Pensionsalter und immer mehr Mediziner(innen) arbeiten heute als Wahlärzte. Heute gibt es rund 200 Kassenärzte weniger als noch im Jahr 1999. Doch private Honorare können sich viele nicht leisten.

700 Arztstellen sind heute unbesetzt. Durch diesen Personalmangel sind aktuell 2775 Spitalsbetten – also mehr als die halbe Kapazität des Wiener AKH – gesperrt, das zeigen die Zahlen der Gewerkschaften. Die Ärztekammer droht mit einem Streik noch vor dem Sommer.

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