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Gegensätze

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Wie alle Kollektivausstellungen wirft auch die, die Fritz Martinz und Alfred H r d 1 i c k a gemeinsam in der Zedlitzhalle veranstalten, die Frage auf, ob weniger nicht mehr gewesen wäre. Die Stärke Martinz' liegt anscheinend in der Graphik und im kleinen Bildformat, denn die schöne Serie der Kaltnadelradierungen nach der griechischen Mythologie, ein kleines Bild aus dem Schlachthaus, Nr. 8, zwei' Architekturzeichnungen (das Forum und Pisa) und die Zeichnungen nach Signorelli und Piero della Francesca befriedigen am meisten, während die großen Bildformate dagegen wohl als heroische Anstrengung aber doch als Leerläufe erscheinen. Die Sensibilität, die in den kleinen Formaten und Zeichnungen — zwar auch noch nicht ganz rein — vorhanden ist, wird in den großen Bildern nicht durchgehalten, sie sind Formaddition und der Naturalismus wird in ihnen weder durch gesteigerte Formgebung noch durch Komposition überwunden. Ihre Farbigkeit ist im Grunde unfarbig und ihre scheinbare Kraft wirkt vulgär durch das Fehlen einer geistigen Konzeption. Die Begabung, die in den kleinen Formaten und in der Graphik sichtbar wird, müßte sich erst in Reduktion und Konzentration klären und vor allem jenen geistigen Hintergrund gewinnen, der durch die Einheitlichkeit der Anschauung im Kunstwerk jene Verwandlung hervorruft, die sein Leben ausmacht. Erst wenn Martinz die Kraft aufbringt, sein Ziel vorläufig zu beschränken, kann von ihm noch einiges zu erwarten sein. Ähnliches gilt für Alfred Hrdlicka. Auch bei ihm vermag die Malerei nicht zu befriedigen, da sich in ihr, die zeitsatirischen Bilder ausgenommen, die mehr aus graphischen als aus malerischen Elementen leben, auch mehr ein Temperament als eine Anschauung ausspricht. Auch hier die Verwechslung von Naturalismus und Realismus, die seine Bilder manchmal in bedenkliche Nähe des Gestaltlosen bringt. .Viel stärker ist seine graphische und vor allem die plastische Begabung. Sehr schöne Blätter finden sich unter.der Serie der Lithographien: die „Fleischer“ oder die „Bauarbeiter“ zum Beispiel, ant besten aber wirkt das überarbeitete Blatt der-„Abendstimmung“ aus dem Jahre 1959. In der Plastik frappiert “das taktile Gefühl, mit dem es ihm gelingt; Tiefen und Wölbungen so fühlbar zu machen, daß man sie unmittelbar spürt. Der Jünglingstorso und der Torso des Gekreuzigten sind starke und unmittelbar packende Arbeiten, an denen manches entfernt an Lehmbruck erinnert. Hier scheint die eigentliche Berufung Hrdlickas zu liegen, die wie bei Martinz eist nach Überwindung einer gewissen Maßlosigkeit von seiner plastischen Begabung noch viel erwarten läßt, vor allem wenn er den Mut zur Vollständigkeit gewinnt.

Die Festwochenausstellung „Begegnungen“ der Künstlergruppe „Der Kreis“ in der Galerie „Junge Generation“ am Böfseplatz steht zu der Ausstellung Martinz-Hrdlicka in direktem Gegensatz. Hier ist alles viel gekonnter, leichter, schwereloser, aber auch meist kunstgewerblich unverbindlicher. Symptomatisch wirken darin die Bilder von Uta Frantl-Peyrer, die den schwarzen Nihilismus Arnulf Rainers „auf gepflegt“ übersetzt und mit kostbaren Metalleisten rahmt. Es ist eine hübsche Ausstellung, aus der besonders die „Seelandschaft“ von Ticha-tschek, das „Bildnis“ und der „Liegende Akt“ von Stransky, die geistreiche „Chinoiserie“ und der „Amazonas“ von Arnulf Neuwirth, das „Orate“ von Elisabeth Stemberger, die „Baumlandschaft“ von So-mogyi, die „Figuren“ von Stoitzner, die „Straße“ von Bernhard, der „Stehende Akt“ von Robert Schmitt und der „Kopf“ von Kedl erwähnt seien.

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