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Josef Pillhofer

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Die neue Ausstellung von Werken des Bildhauers Josef Pillhofer markiert einen wichtigen und wesentlichen Abschnitt in dessen Schaffen. Allein die Fülle der drei Jahre umfassenden Arbeiten, die in der Galerie Würthle zu sehen sind, ist erstaunlich. Wichtiger erscheint aber noch die Klarheit, mit der sich nun die beiden von dem Künstler eingeschlagenen Wege demonstrieren. Auf der einen Seite dominiert eine „freiere“, abstrakte Formung, die die Plastik nach tek-tonischen Gesetzen in den Raum verspannt und eine unpathetische Seinsdarstellung anstrebt. Auf der anderen Seite aber sehen wir der Natur unmittelbar abgelauschte Verdichtungen der Erscheinung zur Plastik, „Naturstudien“, Porträts und Zeichnungen. Diese scheinbare Zwiespältigkeit des Weges, jener geheime Widerspruch, löst sich in dem angestrebten Ziel, das bei Pillhofer bisher noch nie in so seltener Reinheit zutage trat.

Was ihm evident und zwingend notwendig erscheint, ist das Bestreben, dem Gesetz und der Ordnung und der Imagination die unmittelbare Uberzeugung, Direktheit und zwingende Notwendigkeit der Natur einzuhauchen. Gesetz ohne Beziehung zur Natur und zum Menschen bleibt leer und vor allem sinnentleert. Daher kommt bei Pillhofer der immer wieder erneuerte Versuch, in dem Natürlichen selbst den objektiven Gesetzen nachzugehen, sie zu überhöhen und so lange zu steigern, bis sie transparent werden und konkret in Beziehung zur Natur in Erscheinung treten. Der dauernde „Rückgriff“ auf die „Natur“ ist nur ein Atemholen, ein Lauschen an den Quellen, ohne die es keine Befruchtung schöpferischer Arbeit gibt. Seine imaginativen plastischen Arbeiten gehorchen demselben Drang nach äußerster Ehelichkeit. Form und Masse werden — dank den Kubisten — in immer wieder neuen Beziehungen zum Raum aufgespürt, ihre Verhältnisse sollen in letzter Reinheit und bei gleichzeitiger Suggestion ihres Anlasses gegenwärtig und überzeugend werden.

Die „abstrakte“ Plastik Pillhofers ist nicht ohne Natur, seine „Naturstudien“ nicht ohne abstrakte Plastik denkbar. Was diese Ausstellung — eine der überzeugendsten und befriedigendsten der letzten Jahre — auszeichnet, ist die Klarheit, mit der hier Uberzeugung klar zum Ausdruck gebracht, materialgerecht abgehandelt und empfunden wird. Die Reinheit künstlerischen Denkens, die in dieser Ausstellung zutage tritt, berechtigt zu den größten1 Hoffnungen. Dabei muß das Arrangement der Skulpturen und Zeichnungen noch- besonders hervorgehoben werden.

In der Galerie Synthese am Graben stellt Hilde Goldschmidt ihre Arbeiten aus. Die ehemalige Kokoschka-Schülerin hat ihren eigenen, sehr profilierten Weg gefunden. Auch ihr ist das Räumliche, das Verhältnis von Form, Inhalt und Aussage zum entscheidenden Problem geworden. Die Lösung, die sie versucht, ist ohne Zweifel von der Ecole de Paris her bestimmt und beinhaltet formale Ergebnisse, die in der gegenseitigen Abhängigkeit von Form und Raum in ihrer Darstellung liegen. Die persönliche Note der Malerin liegt in einer gewissen von Doktrinen freien Frische, die der Empfindung großen Raum läßt, das Farbige — um nicht zu sagen Bunte — als Ausdruck einer gedämpften Lebensfreude sucht und von den Spiegelungen und Spiegelbildern fasziniert zu einem strengeren und gefaßteren Bildgefüge strebt. Der Empfindung sind hier die gelungeneren Bilder zu danken als jene, die aus dem Kalkül stammen. Eine Ausstellung, die mit einer interessanten und eigenwilligen Persönlichkeit bekannt macht.

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