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Mode und Kultur

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Kleidung, Mode und Mensch. Versuch einer psychologischen Deutung. Von Franz Kiener. Ernst- Reinhardt-Verlag, München-Basel. 280 Seiten mit 44 Abbildungen Kart. Preis 15 DM. — Magier der Mode. Macht und Geheimnis der Haute Couture Von Anny Latour. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 256 Seiten mit 4 Farbtafeln und 5 8 Abbildungen. Preis 24.80 DM. — Gut angezogen. Modespiegel für Frauen. Von Waltraut Schmitz- Bunse. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt a. M. 142 Seiten mit 12 Zeichnungen. Freis 6.80 DM.

In den Urgründen der Seelenkunde sucht und findet Franz Kiener die Beweggründe für Entstehen und Wandlung der Kleidung. Es ist ein bedeutungsvoller Abriß der Kulturgeschichte überhaupt, den uns der Autor mit seinem Werk „Kleidung, Mode und Mensch” vorführt. Je umständlicher sich der Mensch verhüllt, um so mehr enthüllt sich einem geistvollen, hochgebildeten Forscher, wie es Kiener ist, das Wesen der Kleidung als eines der wichtigsten Objekte füi die psychologische und soziologische Betrachtung. Von den ersten Stücken des Schmucks ausgehend, entwickelt er mit entscheidend wichtigen Exkursen, so über die Psychologie der Stoffe, den Werdegang der Bekleidung für alle Körperteile, buchstäblich von Kopf bis Fuß, und schließlich das Prinzip der Mode, ihrer Arten und ihrer Entstehung. Einen wesentlichen und an sich überzeugenden Anteil seiner Darstellung nehmen die Bilder ein, die das Kleid mit der gesamten Kultur- und Kunstgeschichte verbinden: ihre Auswahl, Fülle und Einordnung ist über jedes Lob erhaben.

Sozusagen eiri Kapitel aus dem Werke Kieners wird in Anny Latours „Magier der Mode” weiter ausgebaut und zu eindrucksvollem Eigenleben erhöht. Die mit der Materie souverän vertraute Verfasserin führt den Begriff der Mode auf Paris zurück und wandelt ihn in all seinen Variationen bis zur Gegenwart ab. Das Historische wird uns durch Beziehungen auf die Dinge von heute nähergebracht. Man ist verleitet, das in allen Regenbogenfarben Schillernde dieses prächtigen, vorzüglich illustrierten Buches als eine Art Kulturgeschichte der Frau, nein, der Dame zu bezeichnen. Eine Menge geschichtlicher Figuren erscheint vor uns in literarisch gehobener, fesselnder Charakteristik. Der Begriff der Haute Couture ist durchleuchtet und klar- gestellt. Wien wird sich dafür interessieren, aber mit Bedauern feststellen, daß seine Rolle etwas zu klein geraten ist.

Die Praxis der weiblichen Bekleidung eröffnet uns auf handgreifliche Weise Waltraut Sch.mitz- ‘Bunse mit ihrem Modespiegel „Gut angezogen”. Wir könnten uns vorstellen, daß ein strebsames junges Mädchen, das eben den Beruf der Damenschneiderin ergriffen hat, aus dem flott vorgetragenen vernünftigen Text — nicht aber aus den karikaturen- haften Abbildungen — viel Nützliches lernen würde. Der Wert des Buches macht jedoch sicher nicht bei einer Belehrung der Jüngsten halt. Mancher Dame, der wir begegnen, möchten wir diese Schrift als Vademekum in die Hand drücken. Wenn sie genug Selbstkritik hat, wird sie es mit Nutzen lesen.

Die Kunstdenkmäler Südtirols. III Band. Von Josef Weingartner. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 370 Seiten, 358 Abbildungen. Preis 96 S.

Die zwei Bände „Kunstdenkmäler Südtirols” werden in vollständig umgearbeiteter Neuauflage durch einen Bildband abgeschlossen, der wohl erst in engem Zusammenhange mit den entsprechenden Textstellen gewürdigt werden kann, der aber auch für sich allein ein aufschlußreicher Begleiter für die Denkwürdigkeiten des Puster- Eisack- und Etschtales ist. lieber der imponierenden Bildschau (3 5 8 Abbildungen) waltet der Geist und das Organisationstalent Josef Weingartners, des anerkannt besten Kenners der Kultur und Kunst Südtirols. Durch ihn ist die gesicherte Bürgschaft für die richtige Auswahl der Bilder geboten. Zu den Aufnahmen von Straßen und Plätzen, Kirchen, Burgen und Höfen in Ganzansichten und Details gesellen sich solche von Plastiken, Fresken und Altarbildern von der ältesten (Naturns, 8. Jahrhundert) bis zur nachbarocken Zeit, dann Kreuzgänge, Grabsteine, Bildstöcke, aber auch erlesene Werke des Kunstgewerbes, wie Zimmerdecken, Goldschmiedearbeiren und Glasmalereien, Hauszeichen, Kachelöfen usw. Die Reproduktion auch sehr schwieriger Aufnahmen ist durchaus mustergültig. Im Anhang wird auf die entsprechenden Textstellen verwiesen und dadurch die Benützung ungemein erleichtert. Sehr dankenswert ist die fallweise Angabe von Künstlernamen und F.ntstehungs- zeiten. Es kann sich wohl kaum eine Landschaft einer derartig genauen, verläßlichen und dabei handlichen Uebersicht über ihr Kunstgut rühmen. Empfehlenswert wäre die Beigabe einer geographischen Ueber- sichtskarte.

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