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Ärger mit der Lyrik

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KALTSTART. Gedichte von Eduard Christoph Heinisch. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz. 66 Seiten. S 48.—.

Auf der Suche nach einer Erklärung des seltsamen Buchtitels findet man unter den Gedichten eines, das sich „Kaltstart“ nennt und mit dem Satz beginnt: „Nichts als Ärger mit der Lyrik.“ Ärger, der sich am geeigneten Objekt zu pathetisch-anklägerischem Zorn steigert, kennzeichnet die Mehrzahl der 48 Gedichte. Es ist bereits der vierte Lyrikband des aus Wien gebürtigen, in Oberösterreich beheimateten E. Ch. Heinisch, Jahrgang 1931, seines Zeichens Gildenmeister der Innviertier Künstlergilde. Gleich im ersten Gedicht rät er den „Künftigen“, ihre Gefühle zu modernisieren, denn niemand mehr verstehe die Sprache Apolls. Hei-nischs Widerstand richtet sich gegen eine entfremdete Welt, worin alles Geheimnisvolle von der zivilisatorischen Nüchternheit verdrängt worden ist. Seine Warnung gilt vielen Zielen: „Mister R.“, der ferngesteuerte, kälteausstrahiende künstliche Mensch, „Die orphischen Roboter“ oder die „Söhne aus gutem Hause“, deren Augen Ziffern, deren Hände Tasten, deren Füße Hebel sind. Zu „Epiphania 2000“ kommen die Welsen auf „Fluren aus Metall“ daher und „bringen als Sold aktiviertes Uran“. „Linksumi kehrt zur

Journalistik winkt Apoll mit krummem Finger“, heißt es im Titelgedicht. Und schon werden, zeitbezogen, Prof. Barnard in .Ausgeschlachtet“, „Papst Paul VI.“ als von Reisefieber gepackte weiße Taube angesprochen, wird im „Lied der leeren Schuhe“ die ägyptische Sinai-Katastrophe 1967, im Gedicht „Die Rechner“, das atomaschenüberregnete Nagasaki und der Unsicherheitsfak-tor Zukunft beschworen. Fern dem Zeitstil, den er in „Wie ein Kunstwerk entsteht“ und in „Collage“ persifliert, hält dann seine Sprache des Gefühls meist die Mitte zwischen Zurückhaltung und Über-sehwenglicbkeit. Nur wenn er, wie in „Späte Frage“, nach dem „Herrn des Wortes“ ruft, „der Schmerz reimt auf Herz / und Lust auf Brust — und doch / stürmisch die Seele rührt“, mag man ihm nicht folgen. Auch nicht, wenn Alliteration allzu üppig wuchert (,JJ)er Wein ist rauh und rot und rot“) oder sprachlich Abgegriffenes einherstelzt („überwuchert frech des Herzens frohe Gründe“). Gemeint ist die kalte und fremde „Sucht des Haibens“ der österreichischen Heimat aus dem Prolog „Heimkehr“ zur Staatsfeier der Jugend. Aber solches ist selten. In nicht wenigen seiner 48 Gedichte, in denen er sich selbst und der Welt das Wunderbare zu bewahren versucht, gewinnt Heinisch Profil.

Rektoren-Weltkonferenz

Die „Universität und das Problem des Friedens“ bildet das Thema einer Konferenz, zu der 300 Rektoren aus allen Teilen der Welt sowie Repräsentanten bedeutender nationaler und internationaler wissenschaftlicher Organisationen erwartet werden. Die Konferenz, zu der Rektor Dr. Kraus eingeladen hat und

die vom Herrn Bundespräsidenten feierlich eröffnet wird, steht unter der organisatorischen Leitung von Univ.-Prof. DDr. Leo Gabriel, Vorstand des II. Philosophischen Institutes der Universität Wien. Plenarsitzungen befassen sich mit der Erstellung eines allgemeinen Überblicks über die Probleme, die sich für die Universitäten bei der Suche nach dem Frieden ergeben. Kommissionssitzungen sind für Diskussionen einzelner Punkte der Plenarsitzungstagesordnung in größerem Detail vorgesehen. Abschlußsitzungen dienen zur Ausarbeitung von Schlußfolgerungen und Empfehlungen der Konferenz über die Organisation künftiger Zusammenarbeit zwischen den Universitäten. Die Gründung einer „Universität der Vereinten Nationen“ ist das Ziel der Rektoren-weltkonferenz an der Universität Wien.

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