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Alma Holgersen

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Seit vielen Jahren hat Alma Holgersen ihre feste Stellung im Rahmen der Deutschen Literatur, obwohl sie fern vom literarischen Alltagsgetriebe lebt und jegliches „Herausstellen“ energisch ablehnt. Sie will hur ihr Werk zeigen und gelten lassen. Alma Holgersen wurde in Innsbruck am 24. April 1899 geboren. Sie blieb ihrer Tiroler Heimat treu und verdankt ihrer Wiener Jugendzeit Bildung und künstlerisches Erleben. Immer brauchte sie die Einsamkeit für ihr Schaffen in einschichtiger Bergwelt. Und auch derzeit lebt sie in Kitzbühel. Spät, aber mit einem sofortigen Durchbruch, begann sie zu schreiben, der Erstling ist der sozialkritische Roman „Der Aufstand der Kinder“, 1935. Die Hoffnungen waren berechtigt und wurden bestätigt durch die Bücher „Der Wundertäter“ und „Du hast deinen Knecht nicht aus den Augen verloren“, alle später vereint im Buche „Franziskus“. Faszinierend ist die seltsame geschichtliche Deutung im, „Kinder-kreuzzug“ 1940, ein Hoheslied der opferbereiten Liebe und der Verbundenheit mit allen Unterdrückten. Aus den gleichen Elementen baut sie das Buch „Großstadtlegende“, das Schicksal Wiens in den Zeiten vor und während des Bombenkrieges. Es ist bezeichnend, daß die nächste Zeitdichtung „O Mensch, wohin“ damals in der Schweiz erscheinen mußte, ein Prosaepos vom Leid des Krieges. Es folgen nun die Bücher: „Es brausen Himmel und Wälder“, der Lebensweg eines Landarztes, „Freu dich alle Tage“, ein philosophisch-heiterer Prosaband, und „Berghotel“ (1951), die Schilderung des Treibens in einem Fremdenverkehrszentrum unserer Zeit.

Das Leben in den Bergen, die Tiroler Landschaft und die Stimmungen und Jahreszeiten ihrer Heimat weiß sie immer wieder neu und farbfroh zu gestalten. (Das Skitagebuch „Zweitausend Meter über der Hölle“, „Bergfrühling“ und „Die goldenen Wiesen“.)

Dann aber stellen sich metaphysische und religiöse Themen ein, wobei auch hier die Bindung zur bäuerlichen Welt gewahrt bleibt. So gestaltete Alma Holgersen einen ganzen Zyklus über verschiedene Marienerscheinungen. Die Merkmale voll Eigenart zeigen sich bereits im Buch „Gesang der Quelle“, 1953. In würdiger Gestaltung bringen nun die nächsten Bücher die Ereignisse und Themen von Fatima und jene von La Salette, „Mädchen von Lour-des“. Diese Erzählungen sind auch für die Jugend geeignet und werden abgerundet durch die Erzählung der Marienerscheinung vor dem Hirtenbuben in Guadalupe. Durch mehrere Bücher errang sie sich ihre Stellung in der Jugendliteratur: „Drei halten zusammen“, „Ein Tor öffnet sich“, „Die große Reise“, „Bergkinder“ und viele andere. Es sind nicht nur Mädchenerzählungen oder Umweltbücher, die hohe Auflagen erreichten, sondern sie zeigen auch die feine psychologische Einfühlung der Dichterin in die Welt der Kinder und Jugendlichen. Darum erhielt sie für diese Sparte auch den Staatspreis 1961. Dieser reihte sich an andere Auszeichnungen und Anerkennungen, wie den „Julius-Reich-Preis“, Literaturpreis der Stadt Wien, Olympiapreis, Förderungspreis der KörnerrStiftung1und andere. Iljre Erzählungen und Essays sind in den Literafurspalten führender Blätter zu finden.

Dort sind leider auch die meisten ihrer Gedichte verstreut. Schmal, aber charakteristisch äst der Lyrikband „Sursum corda“. In diesen Gedichten aber ist Meisterschaft: teils Impressionen, teils Bilder voll Transparenz, stellenweise religiöse Lyrik, bäuerliche Anklage: ein treues Bild des Lebens, dem doch immer ein hoffnungsvoller Trost entkeimt. Ein Sammelband ist auch die Auswahl „Ein Reh zu Gast“. Uberblickt man das Schaffen, das so mannigfaltig, umfangreich und aussageträchtig ist, so überzeugt darin immer wieder die große Menschlichkeit. Dichtung und Leben sind darin eins. Im Glauben an das „Gutsein“ dieser Welt, will sie alles gestalten, stößt vor in magische Bereiche, in die Untergründe des Seelischen, rührt bedeutsam an die Unruhe im Uhrwerk der Welt.

So soll diese bescheidene und unzulängliche Darstellung dennoch als herzliche Gratulation und als Dank für alles Geschenkte zu diesem Anlaß dienen. Alma Holgersen möge weiterschaffen und uns mit ihren Büahern und Werken weiter gütig beschenken. Und das bleiben, was sie uns immer war.

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