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Der Mozartfilm

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Schon zweimal, 1942 mit Hans Holt und 1955 mit Oskar Werner in der Hauptrolle, war Mozarts Leben Gegenstand einer Spielfilmhandlung — jeweils mit einer größeren Verfälschung der historischen Tatsachen, einer Verschiebung der Akzente und einem manchmal fast nicht mehr erträglichen Hang zur Sentimentalität. „Das Leben Mozarts“, ein Dokumentarfilm mit Spielfllmmitteln, schildert das Leben und Wirken dieses Genies der Tonkunst zum erstenmal in einer wirklich würdigen, soliden, künstlerisch und musikalisch fast vorbehaltlos akzeptablen Form. Der Salzburger Dr. Hans Conrad Fischer schlägt in seinem Film, der in jeder Einstellung von liebevoller, sachkundiger Vorbereitung und ebensolcher Durchführung zeugt, einen Weg ein, der zwar stilistisch keinesfalls als neu bezeichnet werden kann, jedoch selten bei einer biographischen Dokumentation mit solcher Perfektion angewandt wurde: Aus schriftlichen Dokumenten — Bildern, Stichen, Selbstzeug-nissen, Briefen —, aus Bauwerken Städten und Landschaften, aus den meisterhaft interpretierten Werken Mozarts fügt sich ein menschliches und musikalisches Gesamtbild von einmaliger Deutlichkeit und Eindringlichkeit. Der Streifen dauert zwei Stunden und 31 Minuten, für einen Dokumentarfilm eine lange

Das Fernsehen brachte uns in der vergangenen Woche zwei Übertragungen aus deutschen Schauspielhäusern. Beide hätte man sich schenken können. Tschechows ,K irschgarte n“, jene melan-:holische Schilderung der Selbstauflösung einer Gesellschaftsschichte, sahen wir vor Jahren bereits in einer wesentlich besseren Inszenierung der Josef stadt. Die drei Einakter von Ludwig Thoma aus München sollten zeigen, wie die Sprecherin des deutschen Fernsehens einleitend bemerkte, daß Ludwig Thoma auch anderes geschrieben hat als Bauernkomödien. Nun, eine richtige Bauernkomödie wäre uns wahrscheinlich lieber gewesen. Am erträglichsten war daher noch der erste Einakter von den lieben Verwandten, die nicht nur den sozialen, sondern auch den menschlichen Abstand zwischen dem Getue einer arrivierten Beamtenfamilie und der Natürlichkeit der als peinlich empfundenen kleinbürgerlichen Verwandtschaft aufzeigten. Aber schon der zweite Einakter „Das Säuglingsheim“ wird wahrscheinlich dem heutigen deutschen Publikum kaum mehr viel sagen, für uns ist es weitgehend unverständlich. Ludwig Thoma war auch ein sehr streitsamer, freisinniger Kämpfer im bayrischen Kulturkampf. Heute raschelt das alles zu sehr nach papierenem Leitartikel. Auch seine Persiflage über den Literaturbetrieb der Jahrhundertwende läßt uns heute vielfach kalt. Vielleicht sollte man sich in der Programmleitung nicht blind auf den Namen Thoma verlassen, sondern doch prüfen, was im konkreten Fall hier von Thoma übertragen wird. Nun hatten die Fernseher allerdings an diesem Samstag, wenn sie das zweite Programm empfangen können, die Möglichkeit, auf Strindbergs düsteres Drama vom „Fräulein Julie“ umzuwechseln. Das wäre ein richtiges Kontrastprogramm gewesen, wenn Ludwig Thomas Einakter wirklich volkstümliche Unterhaltung geboten hätten, was aber weitgehend nicht der Fall war.

Wer am Freitagabend keinen Gefällen an einer sehr guten Aufführung von Franz Suppes Meisteroperette „Die schöne Galathee“ finden konnte, weil ihm vielleicht das ganze Genre der Operette nicht liegt, der konnte sich im zweiten Programm einen Ingmar-Bergman-Film ansehen, „Das siebente Siege l“. Es war sehr zu begrüßen, daß dieser Film nicht in einer deutschen Synchronisation, sondern in schwedischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln gebracht wurde. Die Bergman-Filme sind so sehr aufs Optische gestellt, daß für das Verständnis einige kurze deutsche Untertitel genügen. Zum anderen hatte man dadurch Gelegenheit, die sehr melodiöse schwedische Sprache im Ohr aufzunehmen. Wer hat schon bei uns Gelegenheit, schwedisch zu hören? Es geht wie bei fast allen Bergman-Filmen hier um letzte Fragen. Der schwedische Ritter, der aus einem ihm sinnlos erscheinenden Kreuzzug zurückkehrt, ist ein Gottsucher. Er will Gott spüren, Ihn sehen, direkt. Er sieht nur Tod und Vergehen, menschliches Leid und menschliche Schmach. Den Tod, der ihm sein Leben abfordert, hat er im Schachspiel einige Male besiegt. Aber endlich in seine heimatliche Burg zurückgekehrt, sieht er sich der letzten und endgültigen Aufforderung des Todes, mitzukommen, gegenüber. Wie immer bei Bergman-Filmen ist man von der starken Symbolkraft . des Bildes und von der meisterhaften Photographie beeindruckt, —b

Zeit! Trotzdem wirkt der Film — auch für musikalische Laien — nicht in einer einzigen Sekunde langweilig, er ist getragen von einer durchgehenden inhaltlichen und musikalischen Spannung; der dezente, unsentimentale Schluß ist eine Meisterleistung für sich. — Kameramann Alexander Moyses hat die Fülle von optischen und musikalischen Eindrücken in eine Vielfalt origineller photographischer Sequenzen aufgelöst, die aber stets zugunsten der Aussage in Kommentar und Musik zurücktreten. Schlechthin vollendet auch der Bild- und Musikschnitt sowie der Kommentarsprecher dieses Streifens, der ein einzigartig interessantes und eindrucksvolles Gesamtbild Mozarts zeichnet Ernst Messner

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