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Diener des schöpferischen Wortes

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DAS JENSEITS DER FORELLE. Neue Gedichte. Von Emil Lerperger. Mit einem Nachwort von Ernst Schönwiese. Bergland-Verlag, Wien. 100 Seiten. Preis 32 S. — GEDICHTE. Von Elisabeth Bruck, Bergland-Verlag, Wien. 64 Seiten. Preis 22 S.

Nur wenigen ist es gegeben, im leidvollen Erleben einer dem Machtrausch hemmungsloser Fanatiker verfallenen Welt den Glauben an die im Menschenherz schlummernden Kräfte nicht nur zu bewahren, sondern für diesen Glauben auch so eindringlich Zeugnis abzulegen, daß er gleich einem Gestirn Irrenden und Verfolgten den Weg in jene Freiheit zu weisen vermag, die allein Frieden schenkt,, weil sie im Geist allumfassender Liebe zum Urquell des ewigen Seins zurückfindet. Einer dieser Künder unzerstörbarer Werte ist Emil Lerperger, der als Sohn eines Försters in dem zwischen Salzburg und St. Wolfgang gelegenen Bergland heranwuchs. Er wandte sich dem Theologie- und Philosophiestudium zu, leistete Kriegsdienst, wurde von der Gestapo festgenommen und zum Tod verurteilt. Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte gelang es ihm, den Schergen zu entkommen. Auf der Flucht tauchte er in den Wäldern seiner Kindheit unter, und nun wurde ihm, der in Gefahren und Qualen die erlösende Kraft der Liebe zutiefst erfahren hatte, die Gnade zuteil, als Dichter die Zauberwelt des Bösen zu durchleuchten und mit schöpferischem Wort sinnvolles Leben zu gestalten. So bezeugen die Dichtungen Lerpergers, die unter dem Titel „Das Jenseits der Forelle“ erschienen sind, aufs neue, daß letzten Endes doch Geist und Seele das allein Entscheidende sind und bleiben. Ernst Schönwiese weist in seinem gehaltvollen Nachwort auf das Apokalyptische dieser Lyrik hin, aber auch auf den tröstlichen Klang, der nicht zu überhören ist. Dies gilt auch für die Schlußstrophe des Gedichtes „In der Allerseelennacht“, sie lautet:

„Denn ganz tief unten / in eines / Herzens erloschener Pein / haben die Sterne / ihre Wurzeln.“

Elisabeth Bruck hat sich ursprünglich dem Musikstudium und der Malerei gewidmet. Dies kommt auch in ihrer dichterischen Aussage zum Ausdruck: Verlangen nach innerer Harmonie spiegelt sich in Visionen, die Gleichnisse für das Ringen eines Menschen um ein wenig Sonnenschein im trüben Alltag sind. Darüber hinaus spürt Elisabeth Bruck den Geheimnissen von Tod und Auferstehung nach, sie entwirft realistische Bilder und nimmt diese zum Anlaß für Meditationen, die sich in klar gefaßten Gedanken ergehen und melodisch verklingen. Für das Können und die Eigenart dieser begabten Lyrikerin sind vor allem die Gedichte „Lied des schlechten Ehepaares“ und „Figur aus einem Totentanz“ charakteristisch.

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